Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Verwaltung scheitert mit Millionenantrag für Wärmedämmung am Alstergymnasium – Holowaty: „Das ist das Asbest des 21.Jahrhunderts“

Energiebeauftragter Uwe Husfeld: 2,6 Millionen investieren, 2.000 Euro jährlich einsparen

Vorerst keine Styroporklebeaktion am Alstergymnasium. Die Verwaltung ist am Montag mit ihrem Ansinnen gescheitert, die Außenwände der Schule wärmezudämmen. Nachdem sich eine klare Ablehnung im Umwelt- und Planungsausschuss abzeichnete, kassierte Bürgermeister Stefan Bauer den eigenen Antrag wieder ein. Ausschusschef Horst Ostwald (SPD) hatte dem Bürgermeister zuvor dazu geraten. Ostwald zu Bauer: “ Ziehen Sie den Antrag zurück, Sie ersparen sich dadurch eine Abstimmungsniederlage.“

Den Antrag der Verwaltung hatte Energiefachmann Uwe Husfeld begründet. Husfeld, seit 2010 hauptamtlicher Energieberater der Verwaltung, hatte vorgerechnet, wieviel Steuergeld die Gemeinde jährlich mit einer 2,6 Millionen-Euro Dämm-Investition sparen könnte. Der Fachmann: “ Da kommt raus: wir sparen 2.000 Euro.“

Leichte Verstörung daraufhin bei den Ortspolitikern: Horst Ostwald fragte irritiert: „2.000 Euro Einsparsumme bei einer 2,6 Millionen-Euro-Investition, wo ist da der Sinn?“

Kopfschütteln auch bei den Christdemokraten. CDU-Sprecher Jens Müller forderte eine tiefergehende Beratung und eine Deckelung der Sanierungskosten auf eine Million Euro, Kurt Göttsch (WHU) und Christian Schäfer (SPD) empfahlen der Verwaltung sich zunächst einmal in anderen Kommunen schlauzumachen. In Glinde und Halstenbeck seien Schulen ähnlicher Bauart saniert worden, in Elmshorn habe man sich für einen Abriss und Neubau entschieden. BFB-Mann Tile Abel plädierte ebenfalls für mehr Weiterbildung: „Ich möchte aufgreifen, was Kurt Göttsch gesagt hat, andere Kommunen haben Lehrgeld gezahlt, das müssen wir ja nicht nachmachen.“

Grundsätzliche Kritik am Konzept des Wärmedämmverbundsystems kam von Stephan Holowaty (FDP). „Das ist das Asbest des 21. Jahrhundert“, sagte der Liberale. Völlig ungeklärt sei, wie lange das Styropor denn halte und was später damit passiere.Verwaltungsmann Husfeld hatte  in seiner 2.000 Euro Einsparrechnung eine Lebensdauer von 40 Jahren zugrunde gelegt. Zuletzt hatten im Abendblatt namhafte Bauexperten von einer Fassadenaußendämmung abgeraten. Das Einsparpotential werde als zu hoch eingeschätzt, hinzu kämen massive Risiken wie Feuergefahr, Schimmelbildung und ein späteres Sondermüll-Entsorgungsproblem.

Die Wände des Alstergymnasiums bleiben also wie sie sind, Geld für die grüne Schule nimmt die Gemeinde allerdings laufend in die Hand. Seit 2004 sind in die Lehranstalt 3,4 Millionen Euro für Sanierungsmaßnahmen gesteckt worden, aktuell pumpt die Verwaltung 780.000 in die Brandschutzsanierung der Schule. Bisher waren dafür 650.000 Euro vorgesehen, jetzt wurde bekannt, dass die Summe nicht ausreicht:  der Ausschuss gab am Montag zähneknirschend zusätzliche 130.000 Euro  für Brandschutz frei.

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25. März 2015