Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Verkehrsärger in der Usedomer: Bürger zeigen Rathaus wegen Untätigkeit an

Die Anwohner wollen, dass sich schnell etwas ändert in der Usedomer Straße

Bei den einen dauert es etwas länger, bei anderen geht es schneller. Blick auf ein Dutzend im Stich gelassene Anwohner der Usedomer Straße, denen jetzt der Kragen geplatzt ist. Weil Bürgermeister Stefan Bauer und Ordnungsamtschef Joachim Gädigk den Verkehr vor ihren Häusern für kein Problem halten, ist die Usedomer Straße heute Schlagzeile in den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Anwohnerin Andrea Schmalfeld: „Wir gehen an die Öffentlichkeit in der Hoffnung, dass wir endlich Gehör finden.“

Was ist los in der Usedomer Straße? Anwohner Fred Pohl: „Hier zu wohnen macht schon lange keinen Spaß mehr. Im Sekundentakt rasen hier Autos vorbei.“

Dazu muss man wissen: Die Usedomerstraße geht von der Kadener Chaussee ab und verläuft parallel zur Hamburger Straße. Die 30’er-Wohnstraße dient deswegen vielen Autofahren bei Stau auf der Hauptverkehrsachse als Ausweichstrecke um in Richtung Ortsmitte zu gelangen. Seit der mehrwöchigen Vollsperrung der Hamburger Straße vor ein paar Jahren habe der Verkehr noch einmal deutlich zugenommen sagt Pohl. Der Anwohner: „Viele haben dann erst so richtig gemerkt, wie schön man hier durchfahren und der Hamburger Straße ausweichen kann.“

Der Bericht stammt aus der aktuellen Druckausgabe, die vergangenen Donnerstag erschienen ist

Klar ist: die Wohnstraße ist aufgrund ihrer Lage vom gemeindlichen Mehrverkehr der letzten Jahre besonders betroffen, die Anwohner der Usedomer Straße schultern zu einem Gutteil die Folgen einer fehlgeleiteten Gemeindepolitik. Gerd Mahn, der seit 1992 an der Usedomer Straße wohnt, beschreibt die Ortsplanung so: „In Henstedt-Ulzburg wurde und wird einfach drauflos gebaut, ohne die verkehrlichen Konsequenzen zu berücksichtigen.“ Und Fred Pohl schimpft: „Der Verkehr wird immer mehr und jetzt wollen sie noch Rewe bauen, dabei fahren jetzt schon zig Sprinter durch die Usedomer.“

Doch was muss nach Meinung der Anwohner passieren?

Anliegerin Petra Paschke: „Klar, die Usedomer ist ne Straße und hier darf jeder lang fahren, Aber es geht darum, dass hier ordentlich gefahren wird, dass man das Gefühl hat, man kann trotzdem sicher über die Straße gelangen, obwohl so viel Verkehr ist.“ Ihre Idee: „Am besten ist, hier kommen Hubbel hin, damit man langsam fahren muss – wie es sie im Kirchweg gibt oder in der Schulstraße.“ Nachbarin Andrea Schmalfeld äußert sich ähnlich moderat: Sie sagt: „Dass wir den Verkehr nicht schnell ändern können, ist uns ziemlich klar. Aber klar ist für uns auch, dass es so nicht weitergehen kann. Die Usedomer Straße ist eine 30er Zone, rechts und links gehen Spielstraßen ab. Wenn auf der Hamburger Straße Stau ist, wird es hier gefährlich. Hier muss durchgesetzt werden, dass nur 30 gefahren wird und rechts vor links gilt und das muss viel stärker kontrolliert werden.“

Die Anwohner haben ihren Ärger über die Verkehrssituation in ihrer Wohnstraße natürlich auch schon ins Rathaus getragen. Und eine Antwort bekommen. Joachim Gädigk, Ordnungsamtschef und damit Verantwortlicher für Verkehrsfragen im Rathaus, hat sich schriftlich geäußert. Zum Erstaunen der Anlieger erklärt der Oberamtsrat allerdings, dass alles seine Ordnung habe und er nichts zu tun gedenke. Bei der Auswertung der Verkehrsunfälle im Gemeindegebiet sei der Bereich der Usedomer Straße bisher immer unauffällig gewesen, es bestehe deswegen kein Handlungsbedarf, schreibt der Behördenleiter. Nicht einmal auf eine einfache Maßnahme wie die Erneuerung der Tempo-30-Bodenmarkierungen will sich Gädigk einlassen. Markierungen auf der Fahrbahn seien heutzutage unüblich und nicht notwendig, findet Gädigk und weist auch die Verantwortung von sich, die Einhaltung der Verkehrsregeln überwachen zu müssen. Dafür sei nicht er, sondern die Polizei zuständig belehrt er die Anwohner. Immerhin, Gädigs Vorgesetzter, Bürgermeister Bauer, erklärt, dass er Mitteilungen über das gehäufte Auftreten von Rasern an die Polizei weiterleite, Handlungsbedarf für die Usedomer Straße sehe aber auch er nicht. Von der Gemeinde durchgeführte Messungen hätten keine Auffälligkeiten ergeben, was Geschwindigkeitsübertretungen angehe, so Bauer zu den HU-Nachrichten.

Die Anlieger geben sich mit solchen Erklärungen nicht zufrieden.  Anwohnerin Petra Paschke: „Wir haben das Ordnungsamt angezeigt wegen Untätigkeit. Der Verkehr und die Raserei haben solche Formen angenommen, dass man das nicht mehr verantworten kann.“ Fred Pohl: „Ich hab das Gefühl, dass sie sich im Rathaus einfach dumm stellen. Wie kann man mehrere tausend Autos jeden Tag durch eine Wohnstraße jagen lassen.“ Eine Rückmeldung auf die Anzeige gibt es auch schon. Pohl: „Die Staatsanwältin hat mir gesagt: ‚Nehmen Sie sich einen guten Anwalt‘.“

Christian Meeder

3. Dezember 2018