Wieder einmal droht Ungemach im Rathaus! Morgen soll anläßlich des Tages der Stiftungen im Foyer eine Büste von Alt-Bürgermeister Heinz Glück aufgestellt werden. Von der Bürgerstiftung. Gegen den Willen der vier Fraktionen von WHU, BFB, SPD und FDP, aber mit Unterstützung der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf (CDU). Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten hatten bereits kurz darüber berichtet.
In der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses hatte Elisabeth von Bressensdorf am Rande mitgeteilt: Die Bürgerstiftung hat von Heinz Glück, der seit dem 25. April 1989 Ehrenbürger der Gemeinde ist, durch eine Künstlerin aus Worpswede eine Büste anfertigen lassen und möchte diese im Rathaus-Eingangsbereich aufstellen. Mehrere Ausschussmitglieder protestierten: So einfach gehe das nicht. Darüber hätten doch wohl die zuständigen Gremien zu befinden.
Die stellvertretende Bürgermeisterin blieb angesichts des Gegenwindes der Fraktionen nicht untätig: Sie ließ sich von der Kommunalaufsicht bestätigen, dass ihr als Hausherrin das Recht zustehe, über die Aufstellung der Büste im Rathaus zu entscheiden, erklärte sie am vergangenen Freitag den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Und sie werde der Bürgerstiftung die Aufstellung auch gestatten, wenn diese trotz der Proteste seitens der Kommunalpolitik darauf bestehe.
Diese Proteste basieren einerseits auf der störrischen Haltung der stellvertretenden Bürgermeisterin. Zum anderen aber auch darauf, dass es in der Vergangenheit schon mehrfach Diskussionen über die Haltung von Heinz Glück während der Nazi-Zeit gegeben hat. So erklärte der Alt-Bürgermeister nach Recherchen der Henstedt-Ulzburger Nachrichten gegenüber einem ehemaligen Gemeindevertreter: „Die beste Zeit meines Lebens war bei der Waffen-SS.“
Elisabeth von Bressensdorf zur geplanten Aufstellung der Büste im Zusammenhang mit der Glück-Vergangenheit: „Ich sehe da keinen Hinderungsgrund“, erklärte sie am Freitag. Anders die WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah, die von einer „fürchterlichen Geschmacklosigkeit“ spricht. „Instinktlos“, heißt es bei den Henstedt-Ulzburger Sozialdemokraten, während Tile Abel, Fraktionsvorsitzender der BFB, die starre Haltung von Bressensdorfs „sehr unklug“ findet.
Am Sonnabend bestätigte CDU-Landtagsabgeordneter Volker Dornquast, Vorsitzender der Bürgerstiftung, in einem Telefongespräch mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten den Sachverhalt: Die Stiftung habe eine solche Büste bei einer Künstlerin in Auftrag gegeben. Sie werde diese auch aufstellen lassen. „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht“, so Dornquast wörtlich. Heinz Glück sei Träger des Bundesverdienstkreuzes, Ehrenbürger der Gemeinde, Inhaber des Bundeswehr-Ehrenkreuzes. Ja, Glück sei bei der Waffen-SS gewesen – aber nicht in der Heimat, sondern an der Front. Das sei ein erheblicher Unterschied, den man auch berücksichtigen müsse.
Zwei Vorstandsmitglieder der Bürgerstiftung hatten sich noch am Freitag weniger mitteilsam gezeigt: Sie könnten zu der Angelegenheit gar nichts sagen. Das sei ausschließlich Sache des ersten Vorsitzenden. Der betreue das Vorhaben federführend und sei allein auskunftsberchtigt, schon damit die Stiftung nach außen mit einer Stimme spreche.
Diese „Stimme“ gab dann in dem Telefonat mit den Henstedt-Ulzburger Nachrichten erst auf Nachfrage zu, dass die Finanzierung der Büste durch eine „gezielte Spende“ eines Stiftungsmitglieds möglich geworden sei. Den Namen wollte Dornquast nicht nennen: Er wisse nicht, ob der Spender damit einverstanden sei.
Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten erfuhren allerdings aus gut unterrichteter Quelle: Bei dem Spender soll es sich um den Bauunternehmer Volker Manke handeln, ehemaliger Vorsitzender der Bürgerstiftung und Sohn des verstorbenen Heinz-Glück-Vertrauten Heinz Manke. Auch seien die Stiftungsmitglieder über die Angelegenheit nie informiert worden, war zu hören. Es habe sich dabei ganz offensichtlich um einen Alleingang des Vorstands gehandelt.
Und Stiftungsvorsitzender Volker Dornquast hatte als Bürgermeister schon einmal eine öffentliche Ehrung für seinen Amtsvorgänger arrangieren wollen: Zur Einweihung des neuen Rathauses wollte er den heutigen Rathausplatz in Heinz-Glück-Platz benennen lassen. Die SPD-Fraktion verhinderte damals den Plan.
Jörg Schlömann
30. September 2013