Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Tierschutzverein Westerwohld will raus aus den Negativ-Schlagzeilen

Die Stimmung unter den zahlreichen Mitgliedern war aufgeladen, als Sylvia Rückert, Vorsitzende vom Tierschutzverein Westerwohld, bei der Mitgliederversammlung im Bürgerhaus Henstedt-Ulzburg ans Rednerpult trat. Trotz ihres Bemühens, sachlich zu bleiben, kam es gleich zu Anfang zu Unruhen, als bekannt wurde, dass sich der Verein nach einem Streit mit dem Deutschen Tierschutzbund von der Dachorganisation auf Landes- und Bundesebene getrennt habe. Der Grund für diesen Schritt waren Beschuldigungen  des Landesvorsitzenden Holger Sauerzweig-Strey gegen Sylvia Rückert. Er hatte ihr „Urkundenfälschung“ und „kriminelle Energien“ unterstellt, und zwar im Hinblick auf die bereits im März 2010 angeprangerte angeblich illegale Einfuhr von Hunden aus Polen und Kreta, deren Papiere Rückert gefälscht haben soll. Sein Vorschlag damals: Das gesamte Tierheim-Personal austauschen!

Gegen diese unbewiesenen Vorwürfe hatte sich Sylvia Rückert vehement gewehrt. Ihr lag offenkundig viel daran, diese haltlosen Verdächtigungen auszuräumen. Und dass Tierrettung im Ausland zu Unrecht als „gewerbsmäßiger Hundehandel“ angeprangert wurde, an dem sie sich selbst bereichert haben soll, konnte sie angesichts von Dennis (2), einem einst todkranken Hund, vor Ort Lügen strafen. Dennis, damals neun Monate alt, ist dank ihrer Rettungsaktion und der gezielten Behandlung einer Tierärztin, die ihn adoptierte, heute ein kerngesunder Hund. „Ihn dort ‚verrecken’ zu lassen, wäre unterlassene Hilfeleistung gewesen und hätte mit Tierliebe, die wir uns auf unsere Fahnen geschrieben haben, ganz sicher nichts zu tun.“

Wie sehr ihr die Aufarbeitung der Vorwürfe, die seinerzeit viele Austritte und finanzielle Einbußen zur Folge hatten, am Herzen lag, war an diesem Nachmittag deutlich zu spüren. Der kommunale Fundtiere-Zweckverband mit seinem Vorsteher, Bürgermeister Torsten Thormählen, jedenfalls gab ihr volle Rückendeckung: „ Ich sehe keinen Anlass für eine Beendigung der Partnerschaft. Der Tierschutzverein erfüllt in jedem Punkt seine vertraglichen Pflichten.“

Vor kurzem konnte eine ausgebildete Tierarzthelferin verpflichtet werden, während sich eine „hauseigene“ Tierärztin  vier Vormittage in der Woche um die Vierbeiner im Tierheim kümmert und so den Bestand pflegt. „Verglichen mit den früheren Kosten von monatlich 5.000 Euro konnten wir dank ihres Einsatzes schon 60 Prozent einsparen“, betont Sylvia Rückert. Da die Veterinärin auch Kastrationen vornimmt und Medikamente zum Einkaufspreis weitergibt, zahlt das Tierheim pro Impfung statt 30 Euro in einer Praxis jetzt nur noch maximal sieben Euro. Auch Hunde-Physiotherapeutin Nadja Vanhöf zeigt ein Herz für Tiere und behandelt die Fund-Hunde kostenlos.

Und es gibt noch mehr positive Nachrichten: Jetzt wurde die Beleuchtung  im Tierheim verbessert – vor allem das Hundehaus profitiert davon. Und für die vielen Katzen wurden mit viel Liebe von Mitarbeitern und Tierfreunden Räumlichkeiten geschaffen, die an ein behagliches Wohnzimmer erinnern, was gerade den Stubentigern besonders entgegenkommt.

Im Tierheim Westerwohld leben derzeit neun Hunde, 35 Katzen und zehn Kleintiere, die von sieben Mitarbeitern betreut werden. Für die Einrichtung wünscht sich Sylvia Rückert, dass jetzt Ruhe einkehrt in den eigenen Reihen:  „Und wir wollen endlich raus aus den Negativ-Schlagzeilen und einfach nur unsere Arbeit tun.“

Gabriele David