Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Täglich Pfeifkonzerte in der Amselstraße

Der neue AKN-Zug in blau-weiß-rot.

Quietschvergnügt sind die Anwohner der Amselstraße in Ulzburg Süd schon seit längerem micht mehr. Ihr Unmut ist auf den Einsatz der neuen LINT-Triebwagen zurückzuführen, die von der AKN-Eisenbahngesellschaft seit Oktober auf der Linie A1 zwischen Hamburg-Eidelstedt und Kaltenkirchen/Neumünster eingesetzt werden. Die Züge, die den Passagieren fraglos mehr Komfort bieten und bis Mitte Dezember – Fahrplanwechsel – noch im „Vorlaufbetrieb“ verkehren, gehen den Anliegern der Amselstraße und wohl auch der übrigen Bahnhöfe an der Strecke ganz gehörig auf die Nerven.

Der Grund: Beim Anbremsen, wenn der Zug in den Bahnhof einfährt, ertönt ein Ohren betäubendes Quietschen, das zu einem Mark erschütternden Heulen wird, bevor die Triebwagen endgültig zum Halten kommen. Dieses Pfeifkonzert müssen die Hausbesitzer in Bahnhofnähe Tag für Tag und natürlich auch nachts mehrfach über sich ergehen lassen.

Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten konfrontierten die AKN mit diesem Ärgernis. Deren Pressesprecherin Christiane Lage-Kress antwortete umgehend per e-mail: „Auch für uns ist das Geräusch der LINT beim Bremsvorgang nicht zufriedenstellend, und wir können die Unzufriedenheit der Anwohner nachvollziehen. Wir gehen zurzeit davon aus, dass sich die Geräusche beim Bremsvorgang reduzieren, sobald die LINT im Regelbetrieb und somit im Dauereinsatz sind. Sollte das nicht der Fall sein, werden wir Möglichkeiten prüfen, ob und wie sich die Geräusche reduzieren lassen. Ganz werden Sie sich jedoch auch in Zukunft leider nicht vermeiden lassen.“
Keine wirklich befriedigende Auskunft für die Anlieger angesichts einer Investitionssumme von rund 60 Millionen Euro für 14 LINT-Züge. Daran ändert auch die weitere Erklärung der AKN nichts: „Das Geräusch entsteht durch die so genannte Reibpaarung (Bremsscheibe und Bremsbelag). Diese Geräusche sagen – und das ist uns besonders wichtig – nichts über die Sicherheit aus: Bremsscheibe und Bremsbelag entsprechen allen Vorgaben und sind für das Fahrzeug zugelassen. Das Fahrzeug ist so abgenommen.“

Bisher sind zwölf der neuen Züge bei der Eisenbahngesellschaft in Kaltenkirchen eingetroffen. Bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember werden sie nach und nach probeweise im „Vorlaufbetrieb“ eingesetzt. Erst dann wird das volle Pfeifkonzert einsetzen und die Ohren der Anlieger strapazieren. Die neuen Züge ersetzen nämlich auf der Strecke A1 die 15 ältesten Rumpler der AKN vom Typ VTE aus den Jahren 1976/77. Die 16 Triebwagen der Serie VTA aus dem Jahr 1993 werden ab Dezember nur noch auf den Strecken A2 zwischen Norderstedt und Ulzburg Süd sowie A3 zwischen Ulzburg Süd und Elsmhorn eingesetzt,

Jörg Schlömann
9. November 2015