Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Stromautobahn: Mega-Stollen kommt – es sei denn, die halbe Eiszeit befindet sich unter den Pinnauwiesen!

Blick auf die Pinnauwiesen und die Pinnauniederung. Unten drunter sollen die Stromkabel gelegt werden

Henstedt-Ulzburg schmückt sich mit dem Titel ‚größte Gemeinde des Landes‘, zeigt dem Umland bei der Anzahl der Supermärkte die Rücklichter und hat den längsten Eisenbahntunnel im Land zwischen den Meeren. Seit heute nun sieht es mit großer Sicherheit danach aus, als käme mit einem vier Kilometer langen Kabelstollen ein weiteres Alleinstellungsmerkmal hinzu.

Tennetsprecher John Karl Herrmann heute Mittag auf die Frage, wie es aussieht in Sachen Gemeinde-Stromkabel-Untertunnelung? „Aktuell gehen wir davon aus, dass Erdkabel die technische Umsetzung der Ostküstenleitung in Henstedt-Ulzburg sein werden.“

In der nächsten Woche geht’s für Herrmann und seine Kollegen ins Bürgermeister-Zimmer zu Verwaltungschef Bauer, dort werden dem Rathausleiter die neuesten Pläne vorgestellt. Am Mittwoch, den 2. November, werden dann konkrete Planungsentwürfe der Erdkabeltrasse im Bürgerhaus der Öffentlichkeit präsentiert. Der sogenannte ‚Erdkabel-Infomarkt‘ findet im Raum 11 von 14.00 bis 19.00 Uhr statt.

Herrmann bezifferte die Wahrscheinlichkeit, dass die Untertunnelung der Gemeinde doch noch scheitern könnte auf 20 Prozent. Noch habe erst eine erste Baugrundsondierung stattgefunden, die positiv verlaufen sei. Herrmann: „Wenn wir aber noch feststellen sollten, dass die halbe Eiszeit unter den Pinnauwiesen liegt und alles voll Findlingen ist, kann es immer noch sein, dass wir auf technische Stoppschilder treffen.“ Davon gehe er aber nicht aus, so Herrmann weiter.

Eingepreist in den 20 Prozent dürften auch die angekündigten Klagen gegen das Projekt von betroffenen Landwirten sein. Beckershof-Bauer Tile Abel will die Justiz einschalten, um die Trasse mitsamt einem geplanten Umspannwerk in A7-Nähe doch noch zu verhindern.

Hintergrund: Was plant die Tennet genau?

Das Unternehmen will mit seiner Stromautobahn unter die Erde, will die Gemeinde auf vier Kilometern untertunneln. Konkret soll die aus Lübeck kommende 380-kV-Ostküstenleitung weit vor dem Pinnaubiotop ins Erdreich abtauchen, sämtliche Biotop-Gewässer untertunneln, dann ebenfalls unterirdisch vorbei an der Villa in Noch-Alleinlage auf den Pinnau-Wiesen. Auch die Hamburger Straße, die Usedomer Straße, die Kadener Chaussee und die AKN sollen unterbuddelt werden. Erst ganz am Rand Henstedt-Ulzburgs, an der Autobahn, soll die Trasse wieder auftauchen und dort an ein neu zu bauendes Umspannwerk anknüpfen. Insgesamt könnte die tiefgelegte Stromautobahn 4200 Meter lang werden.

Christian Meeder

  1. Oktober 2016