Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Stromautobahn durch Henstedt-Ulzburg: „Bei Widerständen ist die Bestandsvariante die, die sich am ehesten durchsetzen lässt“

„Riesenmasten im Anmarsch“ lautete unsere gestrige Schlagzeile. Hintergrund: Der produzierte (Wind-)Strom aus Schleswig-Holstein und Skandinavien braucht stärkere Leitungen, um in die Verbrauchszentren im Süden und Westen gebracht zu werden. Dafür werden derzeit konkret zwei Streckentrassen von der Betreibergesellschaft Tennet auf ihre Vor- und Nachteile geprüft, die Henstedt-Ulzburg in unterschiedlicher Weise tangieren:

Zum einen die  schon bestehende 220 Kilovolt-Trasse mit ihren deutlich kleineren Masten (35 Meter), die von Kisdorf kommend bis zum Rhen über das Gemeindegebiet verläuft. Oder eine Streckenführung von Kaltenkirchen entlang der Autobahn mit einem Schwenk in Höhe Beckershof bis zur AKN und dann durch den Rantzauer Forst zum Umspannwerk in Friedrichsgabe.

Offen blieb, welche Streckenvariante abseits von Wünschen und Forderungen sich wohl am Ende herauskristallisieren könnte. Denn die von Henstedt-Ulzburg favorisierte Autobahntrasse erfährt Widerspruch aus Kaltenkirchen. Die dortige Bürgerinitiative Pro Kaki lehnt die Variante ab: Sie liege zu nah an Wohngebieten, heißt es auf ihrer Homepage.

Widerstand, der wahrscheinlich dazu führt, dass die alte Trasse auch die neue Trasse sein wird. Das machen die grundsätzlichen rechtlichen Ausführungen von Tennet-Mitarbeiter Uwe Herrmann vom Kaltenkirchener Projektbüro des Stromnetzbetreibers deutlich: „Was die derzeitige Rechtsprechung angeht, wäre, wenn sich Widerstände gegen beide Varianten grundsätzlich abzeichnen, am Ende wahrscheinlich die Bestandsvariante die, die sich am ehesten realisieren lässt. Weil die Gerichte nach der aktuellen Rechtssprechung in der Regel sagen, wenn Ihr bestehende Grundbetroffenheiten habt, Grunddienstbarkeiten für so eine Leitung bei den Leuten schon eingetragen sind, dann solltet Ihr diese bestehenden Betroffenheiten wieder verwenden, ehe Ihr neue Betroffenheiten schafft.“

Trassenexperte Uwe Herrmann hat gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten auch zu Forderungen Stellung genommen, die Stromleitungen doch einfach unter die Erde zu legen. Grundtenor seiner Aussage: Die Technik sei einfach noch nicht so weit. So seien  derzeit bundesweit vier Pilotprojekte in Planung. Bis die aber Ergebnisse gebracht hätten und die Technik so weit verbessert sei, dass es funktioniere, stünden Erdkabel auf der 380-Kilovolt-Ebene nicht zur Verfügung.

Christian Meeder

10. April 2012