Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Sport- und Leistungszentrum Henstedt – für Bürgermeister Stefan Bauer eine „Herzensangelegenheit“

Dirk Aagaard sowie Verwaltung und Politik wollen an der Henstedter Ortsgrenze ein Super-Sportzentrum hinstellen

Kurswechsel bei der WHU: Stand die Wählergemeinschaft bisher für eine moderate Ortsentwicklung, hat sie jetzt ihr Herz für den Sportentwicklungsplan entdeckt und kämpft Seit’ an Seit’ mit den Wachstumsfetischisten von der CDU für die Errichtung einer Super-Sportanlage an der Bürgermeister-Steenbock-Straße in der nordöstlichen Ecke des Ortsteils Henstedt! Unterstützung erhielten beide Fraktionen in der Sitzung des Kultur- und Sportausschusses am Donnerstag für ihren gemeinsamen Antrag von BFB und FDP. Einzig die SPD lehnt das Vorhaben in seiner jetzigen Form ab.

Es ging hoch her im Ratssaal, da sich viele Zuhörer eingefunden hatten, die die Debatte immer wieder durch laute Zwischenrufe unterbrachen. Dem Ausschussvorsitzenden Sven Oldag (CDU), der den in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierten Antrag zusammen mit Gemeindevertreter Kurt Göttsch (WHU) eingebracht hatte, gelang es wohl auch angesichts eigener Nervosität nur mit Mühe, die Debatte in ruhige Bahnen zu lenken.

Hintergrund der Planung für das Superprojekt: Der Verwaltung liegt das Angebot eines Investors vor, mit einem Investitionsvolumen von rund fünf Millionen Euro in Henstedt-Ulzburg ein Sport- und Leistungszentrum mit Mehrzweckhalle – vor allem für den Handballsport – und Übernachtungsmöglichkeiten zu errichten. Der Norderstedter IT-Unternehmer und Investor Dirk Aagaard, der seit 20 Jahren in Henstedt-Ulzburg lebt und Finanzbeirat bei den SVHU-Handballern ist, stellte dem Ausschuss seine Pläne persönlich vor. Er betonte, dieses „Handballinternat“ in jedem Falle bauen zu wollen, auch wenn die Gemeinde nicht mitziehe. Notfalls werde man auf einen anderen Standort ausweichen.

Für zusätzlich etwa drei Millionen Euro kann laut Aagaard in der Halle eine Tribüne für rund 1 400 Besucher errichtet werden. Diese Mittel müssten allerdings von der Gemeinde finanziert werden. Die Halle soll nach Wunsch des Investors möglichst bis 2017 stehen. Ihm wurde allerdings bereits signalisiert, dass frühestens 2018 realistischer sei. Auf demselben Gelände soll auch ein Fussball-Leistungszentrum entstehen, wofür sich der Ausschuss bereits vor einem Jahr einstimmig ausgesprochen hatte. Die Ausarbeitung der Pläne durch die Verwaltung ist bisher allerdings nicht erfolgt – wegen Personalmangels.

Die anvisierte Halle würde dem SVHU zur Nutzung für bestimmte Sportarten – vor allem Handball – überlassen werden. Auch die Gemeinde könnte die Halle nutzen – beispielsweise für eigene Veranstaltungen wie Bürgerball oder HHG-Messe. Die Refinanzierung der vom Investor eingebrachten Kosten erfolgt durch die Nutzer der Halle.

Bürgermeister Stefan Bauer nannte das Vorhaben eine „Herzensangelegenheit“. Er möchte mit ihm dem SVHU, mit 5.400 Mitgliedern zweitgrößter Sportverein des Landes, „zu größerem Glanz verhelfen.“ Bauer betonte aber, dass zur Realisierung eine Art Umgehungsstraße gebaut werden müsse, da die jetzigen Straßen den zu erwartenden Verkehr nicht verkraften könnten. Grunderwerb sei dafür nötig. Bis September will die Verwaltung prüfen, ob die betroffenen Eigentümer überhaupt zum Verkauf bereit seien. Andernfalls sei das Großprojekt in der gewünschten Form nämlich gar nicht zu verwirklichen.

SPD-Fraktionsvorsitzender Horst Ostwald äußerte Bedenken an den Plänen angesichts der Vermischung von privaten und öffentlichen Investitionen. Beide Projekte müßten voneinender getrennt werden. Das jetzige Nein der SPD zu dem Vorhaben begründete Ostwald damit, dass die Verwaltung ein Jahr lang nichts getan habe in Sachen Fußball-Leistungszentrum: „Nichts ist abgearbeit“, empörte er sich. Jetzt aber wolle die Verwaltung ein noch größeres Unterfangen innerhalb von nur sechs Wochen bearbeiten. Der SPD-Mann nannte den von CDU und WHU eingebrachten Vorschlag schlicht „oberflächlich“.

Ganz anders CDU-Gemeindevertreter Thomas Matthis. Er bezeichnete das Angebot des privaten Investors als „Wunder“. Es geschehe „ganz selten, dass sich so eine Gelegenheit bietet. Wir wären ja mit dem Klammerbeutel gepudert, wenn wir sie ablehnen.“ Unterstützung erhielt er vom Parteifreund und Ausschussvorsitzenden Sven Oldag: „Wir müssen vorankommen!“ Und auch Bürgermeister Stefan Bauer ließ seiner Begeisterung noch einmal freien Lauf: „Ich würde mich freuen, wenn es klappen würde.“

Allerdings war der Verwaltungschef im Vorfeld der Debatte mit seiner überbordenden Sympathie für den SVHU ganz schön ins Fettnäpfchen getreten. Er hatte sich in geheimer Sitzung zum Verwaltungsratsmitglied des Vereins wählen lassen. Natürlich wurde der Schritt bekannt. Eine Gemeindevertreterin ließ die Rechtsmäßigkeit bei der Kommunalaufsicht des Kreise Segeberg prüfen. Der SVHU-Posten sei nicht vereinbar mit dem Amt des Bürgermeisters, hieß es dort. Bauer gab den neuen Posten nach wenigen Tagen auf. SVHU-Aufsichtsratsvorsitzender Michael Meschede, zugleich CDU-Ortsvorsitzender, muss sich jetzt um einen Nachfolger für das prominenteste und wahrscheinlich auch einflussreichste Kurzmitglied seines Gremiums bemühen.

Jörg Schlömann

17. Juli 2015