„Ich bin total überrascht“, erklärte heute Horst Ostwald, Vorsitzender der SPD-Fraktion in der Gemeindevertretung, zur politischen Vergangenheit von Susanne Bendfeldt, CDU/BFB-Kandidatin für das Amt der Bürgermeisterin in Henstedt-Ulzburg. Laut Hamburger Abendblatt war die Bewerberin früher Vize-Landesvorsitzende der rechts-populistischen Schill-Partei in Mecklenburg-Vorpommern, hatte das aber 2003 bei ihrer Kandidatur für das Oberbürgermeister-Amt in Neumünster zunächst verschwiegen. Sie unterlag damals dem SPD-Amtsinhaber Hartmut Unterlehberg.
Horst Ostwald gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Die Vita von Frau Bendfeldt ist in erster Linie ein Problem der CDU. Ich habe von der Schill-Partei nie etwas gehalten und auch nicht verstanden, wie die Hamburger CDU mit der eine Koalition bilden konnte. Wenn wir von der Zugehörigkeit der Kandidatin zu dieser Partei gewusst hätten, wäre sie wohl nicht in die engere Wahl gekommen.“
Denn auch in Henstedt-Ulzburg hatte Susanne Bendfeldt gegenüber der Findungskommission nichts von ihrer Führungsposition in der Schill-Partei erwähnt. Auch Tile Abel, BFB-Fraktionsvorsitzender, wusste nach eigenem Bekunden nichts davon. „Ich habe es heute aus der Zeitung erfahren“, sagte Abel den HU-Nachrichten. Er will jetzt mit der Kandidatin darüber reden, bevor er sich öffentlich äußert.
Eingeweiht in die politische Vergangenheit der 53-Jährigen war allerdings CDU-Ortsvorsitzender Michael Meschede: Sie habe ihm die Zusammenhänge erklärt und er sei damit zufrieden. Er sehe keinen Handlungsbedarf. Schließlich habe die Schill-Partei in Hamburg einmal 20 Prozent der Wählerstimmen erhalten. Mehr wolle er dazu nicht sagen.
Die Rechtsanwältin Susanne Bendfeldt ist derzeit geschäftsführende Gesellschafterin der Hamburger BGI Gesellschaft für Immobilienentwicklung. Sie wohnt in der Hansestadt und ist CDU-Mitglied. Vor 2010 war die CDU/BFB-Kandidatin in Kronshagen bei Kiel Geschäftsführerin der Firmen BIG Investment GmbH und BIG Verwaltung GmbH (Beteiligungsunternehmen der öffentlich-rechtlichen HSH-Bank und der Provinzial Versicherung). Zur BIG gehört als 100-prozentige Tochter auch die Landesentwicklungsgesellschaft, mit der zusammen Ex-Bürgermeister Volker Dornquast (CDU) gegen Ende der Wahlperiode 2003/08 das Beckershof-Projekt realisieren wollte.
SPD und die Wählergemeinschaft WHU haben sich auf die einheimische Kandidatin Doris Baum verständigt. Die Diplom-Verwaltungswirtin war einige Jahre Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen und von 1998 bis 2001 deren Abgeordnete im Kreistag, zeitweise als Fraktionsvorsitzende. Von 2003 bis 2008 war die 52-Jährige für die WHU in der Gemeindevertretung Henstedt-Ulzburg, nachdem die Grünen hier nicht mehr angetreten waren. Der Segeberger Zeitung erklärte sie zu ihrer Motivation für die Bürgermeister-Kandidatur: „Ich kenne die Gemeinde und besonders das Ehrenamt im Ort sehr gut. Und zudem habe ich 20 Jahre Verwaltungserfahrung. Ich fühle mich sozusagen berufen für das Bürgermeisteramt.“ Doris Baum leitet seit 18 Monaten den Fachbereich Bau- und Umweltverwaltung im Kreis Segeberg. Davor war sie im Fachbereich Jugend tätig.
Über die Kandidatinnen müssen endgültig noch die Mitgliederversammlungen der Parteien und Wählergemeinschaften entscheiden. Insbesondere bei der BFB ist der Findungsprozess auch noch gar nicht richtig abgeschlossen. Fraktionschef Abel zufolge stellt sich bei den Bürgern für Bürgern vor dem Mitgliedervotum am 24. Januar noch Bendfeldts Konkurrentin Baum vor. Die Vorauswahl zugunsten von Bendfeldt hätten alleine er und BFB-Parteichef Jens Iversen vorgenommen.
Jörg Schlömann/Christian Meeder
15. Januar 2014