Das Rathaus steht möglicherweise auf „wackeligen“ Beinen. Das wurde erschreckend deutlich in der Dienstagsitzung des Umwelt- und Planungsausschusses thematisiert: Durch Salzeintrag in die Tiefgarage könnten Probleme mit der Statik des gesamten Gebäudes eintreten. Sanierungsarbeiten seien dringend erforderlich, teilte Bauamtsleiter Jörn Mohr den ehrenamtlichen Politikern mit.
Laut Jörn Mohr, dienstältester Verwaltungsmitarbeiter, ist das Problem seit etwa zehn Jahren bekannt: Mit den Autos werde – vor allem im Winter – ungewollt Salz in die Tiefgarage transportiert. Durch Nässe breite es sich aus und fresse den Beton an. Kritische Zonen seien vor allem die Bereiche, an denen Pfeiler und Seitenwände mit dem Boden zusammentreffen.
In der Verwaltung sei die Gefahr unterschätzt worden, so der Bauamtsleiter. Man sei davon ausgegangen, dass lediglich der Oberflächenbelag des Tiefgaragenbodens abtragen und erneuert werden müsse. Das habe nach „einer schlanken Lösung“ ausgesehen. Daher sei die Realisierung auch immer wieder verschoben worden. Jetzt aber stelle sich heraus, dass umfangreiche und kostspielige Sanierungsarbeiten dringend erforderlich seien.
„Erschüttert“ über den Verwaltungsbericht zeigte sich SPD-Ausschussmitglied Hans-Jürgen Saß-Olker: „Wir fassen hier oben weise Beschlüsse, und unter uns rottet es dahin.“ Jörn Mohr zögerte keinen Moment und übernahm die Verantwortung für das Versäumnis der Verwaltung, deren Chef Stefan Bauer während der Sitzung nicht anwesend war. Der Bauamtsleiter: „Ich hätte da wohl früher reagieren müssen.“
Ausschussvorsitzender Horst Ostwald bescheinigte Mohr ausdrücklich ein „sehr ehrliches“ Verhalten.CDU-Gemeindevertreterin Elisabeth von Bressensdorf, stellvertretende Bürgermeisterin, versuchte dann noch eine „Ehrenrettung“ der Verwaltung: Die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker nutzten ja schließlich auch die Tiefgarage und hätten daher die Mängel ebenfalls bemerken können. Ihr Einwand blieb ohne Resonanz bei den Ausschussmitgliedern. Vorsitzender Ostwald meinte allerdings spitz, es sei nicht die Aufgabe des Gremiums, die Schuldfrage zu erörtern.
Der neunköpfige Umwelt- und Planungsausschuss beschloss stattdessen einstimmig die umgehende Sanierung der Tiefgarage. Statt der ursprünglich vorgesehenen 88.000 Euro dürften nunmehr Kosten von rund 270.000 Euro auf die Gemeinde zukommen. Ungeachtet dessen hatte Bürgermeister Stefan Bauer durchblicken lassen, dass zum 20. Jubiläum des Rathauses eine größere Feier geplant sei.
Jörg Schlömann
- Juni 2016