Henstedt-Ulzburger Nachrichten

S-Bahn-Irrsinn – Bei Verspätung soll die Bahn in Ulzburg-Süd umdrehen!

Hamburger S-Bahn, Foto: HVV

Seit acht Jahren wird der Umbau der AKN-Hauptstrecke zu einer S-Bahn geplant – die neueste Idee, um das Vorhaben über die Bühne zu bringen, klingt nach einem Dumme-Jungen-Streich. Wie die Kieler Landesregierung vergangene Woche verkündete, könnte die neue S-Bahn bei Verspätung nur bis zum Bahnhof Ulzburg-Süd fahren – dort würden die Fahrgäste ausgeladen werden und die Bahn würde wieder umdrehen. Hintergrund dafür ist der Verzicht auf den vollständigen zweigleisigen Ausbau der Strecke. Weil zwischen Ellerau und Tanneneck Wohnhäuser dicht an der Trasse stehen, will die Landesregierung die Strecke dort eingleisig belassen – um juristischem Ärger aus dem Weg zu gehen. Aber die Eingleisigkeit führt zu heftigen Konsequenzen. Zwar könne ein stabiler S-Bahn-Betrieb auch mit einer eingleisigen Strecke möglich sein, schreibt die Landesregierung in ihrem Statement, schränkt dann aber ein: „Jedoch müssen (dann) zur Stabilisierung des Betriebs im S-Bahn-Kernnetz betriebliche Vorkehrungen getroffen werden, um in Verspätungsfällen auf der S 21 Folgestörungen auszuschließen. Zum Beispiel wären bei Verspätungen das Abwarten von Gegenzügen in Ellerau oder das vorzeitige Kehren der S 21 in Ulzburg Süd erforderlich.“

Vor acht Jahren war mit den Planungen begonnen worden, begründet wurde das Vorhaben seinerzeit mit mehr Komfort für die Fahrgäste inklusive einer Reisezeitverkürzung um ein paar Minuten. 2016 hieß es dann im Planfestellungsentwurf, dass diese Ziele nur mit einem vollständigen zweigleisigen Ausbau des Abschnitts Quickborn – Tanneneck erreicht werden können. Der fällt nun flach und von den Eingangs genannten Zielen ist wenig übrig geblieben. Bisher war eine Fahrzeitersparnis von fünf Minuten genannt worden, die sinkt nun auf drei Minuten: „Die Regelfahrzeit verlängert sich nach Auswertung der Experten um zwei Minuten“, schreibt das Verkehrsministerium dazu. Bleibt, wenn im laufenden Betrieb alles gut geht, der Komfortgewinn durch den Wegfall des Umsteigens in Eidelstedt. Treten aber Verspätungen auf, dann wird es statt komfortabler deutlch unbequemer als heute mit der AKN – für alle die nördlich von Ulzburg-Süd in die Bahn ein- oder aussteigen möchten.

Bisher ist es so, dass Verspätungen zwar ärgerlich sind, die Reisenden aber selbstverständlich auf ihren Plätzen im AKN-Lint sitzen bleiben und bis nach Hause weiterfahren. Zukünftig könnte es nach den neuen Planungen nun sein, dass die gepriesene S-Bahn gar nicht erst am Ziel ankommt – weil sie spät dran ist und deswegen in Ulzburg-Süd bereits kehrt macht. Man kann es auch so ausdrücken: Fahrgäste, die von der S-Bahn eh schon verspätet befördert werden, werden zusätzlich auch noch vor ihrem Heimatbahnhof aus dem Zug geschmissen.

Die Planungen klingen ziemlich irre, die Landesregierung will sie aber mit den Verspätungskonsequenzen umsetzen. Wenigstens dauert es noch ein paar Jährchen. Eigentlich sollte die S-Bahn  ab dem Jahr 2021 auf zwei Gleisen zwischen Kaltenkirchen und Eidelstedt rollen, durch das Belassen der Eingleisigkeit bei Ellerau darf die AKN auf ihrer Stammstrecke nun noch deutlich länger fahren. Das Kieler Verkehrsministerium sagt: „Die notwendigen Anpassungen der Planunterlagen für den Abschnitt Ellerau-Tanneneck werden voraussichtlich sechs Monate in Anspruch nehmen. Anschließend ist eine erneute Auslegung der Planunterlagen erforderlich. Dadurch verzögern sich der Abschluss des Planfeststellungsverfahrens und in Folge dessen der Baubeginn sowie die Inbetriebnahme. Neuer Inbetriebnahmetermin der S 21 würde damit das Jahr 2025.“

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15. Oktober 2018