Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Rund ums City-Center: Müll, Lärm, Jugendgruppen – Erste Geschäftsfrau warnt vor Kundenschwund

Irgendwann reist jedem einmal der Geduldsfaden. Bei Kerstin Lietz war es vergangene Woche so weit. Die Inhaberin von Optik Meyer klingelte bei den HU-Nachrichten durch, sagte: „Machen Sie die Situation hier rund ums CCU bitte zum Thema. Viele Kunden mögen hier einfach nicht mehr herkommen, weil hier jeden Tag Gruppen von Jugendlichen stehen, laut Musik hören, Alkohol trinken. Ich darf hier täglich den Müll zusammenkehren. So kann es nicht weitergehen, es ist wirklich geschäftsschädigend.“

Jugendgruppe vorm Reisebüro

Das sich Jugendliche am Wochenende rund ums CCU treffen, dort trinken und sich die Zeit vertreiben, ist nicht neu, wurde aber bisher in den HU-Nachrichten nicht thematisiert – in der Vergangenheit gab es immer wieder die nachdrückliche Bitte aus den Kreisen der Geschäftsleute von einer Berichterstattung abzusehen – aus Angst der Ruf des Einzelhandelsstandorts könnte vollends leiden. Gleichzeitig wurde gehofft, dass sich die Situation mit der Zeit wieder normalisieren könnte. Mittlerweile ist klar: das Gegenteil ist der Fall, es geht nun mitunter schon unter der Woche im Ortszentrum hoch her. Als Lietz vergangene Woche durchklingelt ist es 15.30 Uhr, sie erzählt: „Aktuell hab ich hier zehn Jugendliche vor dem Geschäft. Nachdem ich etwas gesagt habe, haben Sie immerhin ihren Ghettoblaster ausgemacht. Dafür haben sie mittlerweile ne ganze Flasche Wodka intus.“

Lietz berichtet, dass sie im Rathaus angerufen habe und sich dort über die Zustände beschwert habe, aber auf taube Ohren gestoßen sei. Lietz: „Die Dame vom Ordnungsamt hat gesagt, das fiele nicht in ihren Aufgabenbereich, ich solle mich an die Polizei wenden.“ Und macht die Ordnungsmacht was? Lietz sagt, die Polizei komme, wenn man sie anrufe, schreite auch ein, löse das Problem aber nicht nachhaltig: Lietz: „Es geht einfach nach kurzer Zeit fröhlich weiter.“

..und vorm Optiker

Die HU-Nachrichten haben in der vergangenen Woche mit weiteren Landeninhabern in Ulzburg-Mitte gesprochen, alle berichten von Gruppen die sich fast täglich an unterschiedlichen Plätzen einfinden, laut Musik hören, Drogen konsumieren. Sie bestätigen ebenfalls, dass sich das Ordnungsamt nicht zuständig fühlt und an die Polizei verweist. Nicht jeder will aber seinen Namen in der Zeitung lesen, ein Mann aus dem Einzelhandel: „Anschließend hab ich nur beschmierte Fensterscheiben und passieren wird sowieso nichts.“

Erdal Yildiz vom Urfa-Kebap Palace, der direkt vor dem neuen Europagarten beheimatet ist, hat davor keine Angst; was ihn aber viel mehr verwundert ist das Desinteresse der Gemeinde an dem, was bei ihm vor dem Laden und damit auch unmittelbar vor dem Rathaus so abgeht. Er zu den HU-Nachrichten: „Ich komme aus Hamburg, aber so viele Jugendliche auf einen Haufen hab ich noch nicht erlebt. Da sind 13/14-Jährige dabei, die Drogen nehmen, das gibt’s in ganz Hamburg nicht.“ Und dann die Einschränkung: „Vielleicht am Hauptbahnhof mit den ganzen Obdachlosen.“

Das Rathaus mit den Orstentscheidern steht unmittelbar am Brennpunkt des Geschehens, angesichts der nicht einfachen Einzelhandelssituation in Ulzburg-Mitte sollte man eigentlich annehmen, dass dort die Alarmglocken läuten, wenn Geschäftsinhaber vor Kundenschwund warnen – und auch wenn Teenager in ihrer Freizeit nichts besseres anzufangen wissen als zu Alkohol und härteren Drogen zu greifen.

Doch für die Verantwortlichen im Rathaus ist nur die Polizei Ansprechpartner, wenn es um die Situation rund ums CCU geht. Ja, Beschwerden von Geschäftsleuten wegen Jugendgruppen im Europagarten und Umgebung seien der Gemeinde bekannt und ja, es sei ebenfalls richtig, dass bei Beschwerden auf die Polizei verwiesen werde, teilte Rathaussprecher Malte Pohlmann heute Vormittag mit. Der Sprecher weiter:“ Sollten sich Anwohner oder anliegende Geschäftsleute – wie Sie mir beschrieben haben – durch den Lärm von Jugendgruppen belästigt fühlen oder den Konsum von Drogen beobachten, ist der richtige Ansprechpartner hierfür die Polizei. Die Polizei ist befugt, Straftaten aufzunehmen und Platzverweise zu erteilen. Wird in der Folge, bspw. wegen wiederholter Lärmbelästigung, ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen einzelne Personen eingeleitet, nimmt die Polizei zwecks Verfolgung und Ahndung Kontakt mit dem Ordnungsamt auf.“

Für Kerstin Lietz ist die Untätigkeit der Gemeinde unverständlich, mit polizeilichen Maßnahmen werde man der Situation nicht Herr werden. Sie sagt: „Gruppen unterschiedlichster Couleur in dieser Massivität machen einfach kein Wohlbefinden beim Einkauf. Die Kunden bleiben dann einfach weg.“

cm

23. Juli 2019