Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Für die Anlieger der Wilstedter-Straße geht es um mehr, als um eine Handvoll Euros.

Die Sitzungen des gemeindlichen Umwelt- und Planungsausschusses entwickeln sich immer mehr zum Besuchermagneten. Nicht ohne Nebenwirkungen für die Politiker: Quetschte sich bei der vorigen Sitzung Altbürgervorsteher Johannes Engelbrecht  – bei seinem Bemühen für ausreichend Stühle im Saal zu sorgen –  die Finger, war es am Montagabend  CDU-Parteichef Michael Meschede, der den Bürgerandrang zu spüren bekam. Sein angestammter Platz hinter den Ausschussmitgliedern der CDU war diesmal schon besetzt, als der Christdemokrat leicht verspätet eintrudelte. Meschede fand immerhin noch ein Plätzchen bei den Kollegen der SPD…

Der Grund für den Besucherandrang waren zwei Straßenausbauplanungen auf dem Rhen, bei denen auch die Anlieger zur Kasse gebeten werden sollen. Wie gestern Abend schon kurz berichtet, wurde von der Verwaltung für die Theodor-Storm-Straße schon einmal ausgerechnet, welche Kosten die Bürger dort maximal zu tragen hätten: 8 Euro je m² Grundstücksfläche. Lässt man die Paragrafenreiterei einmal beiseite und beurteilt die Sachlage dort nach dem gesunden Menschenverstand, sollte allerdings noch jede Menge Luft nach unten drin sein. Denn für den derzeitigen Zustand der Straße sind die Anlieger nur bedingt verantwortlich. Schließlich entsteht der meiste Verkehr durch die dort befindlichen Einrichtungen wie Sportplatz, Schule und Kindergarten. Anwohner und Ex-CDU-Gemeinderat Klaus Rommerskirchen brachte es so auf den Punkt: „Alle Straßen in dem Bereich sind gut 40 Jahre alt, die sind alle noch gut in Schuss, nur die Theodor-Storm-Straße nicht, weil die Straße eben durch den Sportplatz und so weiter viel mehr belastet ist.“

Etwas anders gelagert ist der Ausbau der Wilstedter-Straße. Dort geht es den Anliegern nicht alleine um mögliche Kostenbelastungen, die Anwohner fürchten auch um ihre Lebensqualität.

Denn nach der von der Verwaltung präferierten günstigsten Lösung, sollen zugleich auch alle Verkehrsberuhigungsmaßnahmen entfallen und anschließend Tempo 50 erlaubt sein. Die Straße würde nach so einem Ausbau noch attraktiver für den Durchgangsverkehr.

Zu allem Überfluss gibt es nach Verwaltungsinformationen auch wenig Hoffnung, dass eine Zufahrt zur Paracelsus-Klinik von der Schleswig-Holstein-Straße durchsetzbar ist. Die zuständige Behörde lehne das ab, um den Verkehr auf der Bundesstraße nicht zu behindern, so Bauamtsleiter Jörn Mohr. Die Hoffnung liegt jetzt bei einem Umdenken der Landes-Behörde,  das die neue Landesregierung einleiten könnte: WHU-Chef Wilhem Dahmen forderte Bürgermeisterin von Bressensdorf jedenfalls auf, sich beim Land mit Nachdruck für eine Anbindung des Krankenhauses über die Schleswig-Holstein-Straße einzusetzen.

Nicht thematisiert wurde bei der Diskussion die mehr oder weniger von allen Fraktionen gewünschte Bebauung des Wagenhuber-Geländes. Vielleicht aus gutem Grund, denn das angedachte Baugebiet konterkariert die von den Parteienvertretern in salbungsvollen Worten vorgetragenen Absichtsbekundungen, alles daranzusetzen, dass nicht noch mehr Autos die Wilstedter Straße als Ausweichstrecke benutzen. Denn kommt das Wagenhuber-Wohngebiet, stehen die Chancen gut, dass der Knotenpunkt Norderstedter Straße/Schleswig-Holstein-Straße vollends zum Nadelöhr wird – mit allen Konsequenzen für die Wilstedter-Straße.

Beschlüsse wurden zu beiden Ausbauprojekten noch nicht gefasst, zunächst sollen in Einwohnerversammlungen die betroffenen Anlieger ausgiebig zu Wort kommen.

Christian Meeder

14.8.2012