Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Rewe plant mit Robotern – Kisdorf: Henstedt-Ulzburg verhält sich wie Trump

Wie nachhaltig ist der Keil, den Rewe in die nachbarschaftlichen Beziehungen der Gemeinden treibt?

Arbeitswelt der Zukunft in Henstedt-Ulzburg. Rewe Logistikleiter Matthias Bähr hat jetzt bei einem Branchentreffen angekündigt, alle neuen Logistikzentren der Firma ‚roboterready‘ zu bauen. „Alle Logistikzentren werden für den späteren Einsatz von Robotern vorbereitet sein“, sagte Bähr bei einem Branchentreffen im nordrhein-westfälischen Hamm. Insgesamt will die Supermarktkette sieben neue Warendrehscheiben hochziehen, eines dieser neuen automatisierten Zentren soll in Henstedt-Ulzburg entstehen.

Noch ist die Robotertechnik nicht ausgereift genug. Wenn das jedoch der Fall sein sollte, wäre Rewe mit seiner ‚Roboter-ready-Maßnahme‘ vorbereitet. Die Frage ist nur, wie es dann tatsächlich aussieht mit den versprochenen Arbeitsplätzen. Über 900 Mitarbeiter hatte Rewe-Sprecherin Daniela Beckmann für den Standort in der Großgemeinde angekündigt. Heute blieb sie allerdings wortkarg, reagierte nicht auf eine Anfrage der HU-Nachrichten.

Während sich Rewe wiederholt gegenüber den HU-Nachrichten ausschweigt, wächst woanders der Unmut, wenn es um die Warenversandfabrik geht. Für Kisdorfs Bürgermeister Raimer Wisch verhält sich die Großgemeinde wie US-Präsident Donald Trump. Die Gemeinde verfahre nach dem Motto „Henstedt-Ulzburg first“, habe er Stefan Bauer bereits im Sommer wissen lassen. An seiner Haltung habe sich nichts geändert, so Wisch zu den HU-Nachrichten. Was Wisch fuchsteufelswild macht: Das von Rewe versprochene Laster-Durchfahrverbot durch die Ortsmitte soll erst nach der Abzweigung Richtung Kisdorf gelten. Die Kreuzung Gutenbergstraße/Hamburger Straße/Ulzburger Straße soll zudem extra ausgebaut werden, damit die LKWs ohne lange Wartezeit in Richtung Kisdorf dieseln können. Nach bisheriger Rewe-Tourenplanung sollen täglich 58 Laster durch die Nachbarkommune rollen. Wisch hält das noch für deutlich untertrieben und wundert sich zudem über Worte von Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister in der vergangenen Woche im Ratssaal. „Von Anfang an stehen wir mit Kisdorf in einer guten Diskussion“ hatte Bauer dort gesagt, und tags darauf in einer Pressemitteilung erklärt, „dass sich die Gemeinde im Dialog mit seinen Nachbarkommunen – insbesondere Kisdorf – befinde, wie verkehrliche Auswirkungen gemeinsam bewältigt werden können“.

Wisch weist diese Darstellung komplett zurück. Kisdorf sei vor vollendete Tatsachen gestellt worden, ein echter Dialog habe nie stattgefunden. Und weiter: Die geschmeidigen Worte in der Pressemitteilung, dass man sich insbesondere mit Kisdorf im Dialog darüber befände, wie man die verkehrlichen Probleme lösen könne, sind in keiner Weise von der Henstedt-Ulzburger Verwaltung an uns herangetragen worden.“

In zwei Wochen will das Gemeindeparlament das Rewe-Bebauungsplanverfahren abschließen –  rechtzeitig bevor die Bürger bei der Kommunalwahl ein Wörtchen mitreden könnten. Sollte in 14 Tagen der Satzungsbeschluss bestätigt werden, will Kisdorf die Gemeinde vor Gericht bringen: „Wenn das Planfeststellungsverfahren kommt, müssen wir klagen“, so Bürgermeister Reimer Wisch.

Gernot Willsch/Christian Meeder

8. März 2018