Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Rewe-Gutachter zu den Freizeitpolitikern: Wie viel Gestaltung trauen Sie sich im Gewerbegebiet zu? Null!

Gutachtervorschlag abgelehnt. Die Rewe-Ansiedlung wird nun mit einer Branchenstruktur der Spalte 3 verglichen

Verwalten statt gestalten – die Mehrheit der Henstedt-Ulzburger Ortsentscheider traut sich nicht zu, bei der Ansiedlung von Betrieben im Gewerbegebiet ein Wörtchen mitzureden. Eine Empfehlung von Verkehrsexperte Jens-Martin Gutsche, die geplante Ansiedlung von Rewe mit einer Vielfalt von Unternehmen zu vergleichen, bei der Logistikbetriebe nicht im Vordergrund stehen, wurde am Montag als Wunschdenken abqualifiziert.

Hintergrund: Gutsche soll analysieren, wie sich die Ansiedlung von Rewe im Vergleich zu einer Ansiedlungsvielfalt von 42 Unternehmen auf Verkehrsentwicklung und Steuereinnahmen auswirkt. Gutsche hatte zuvor errechnet, dass auf der für Rewe vorgesehenen 25 Hektar Fläche alternativ etwa 42 Betriebe angesiedelt werden könnten, wenn man die bisherigen Firmen-Größen im Gewerbegebiet zugrunde legt.

Dabei empfahl Gutsche den Ortsentscheidern einen Kurswechsel bei der Ansiedlungspolitik vorzunehmen, und beim Rewe-Alternativszenario nur einen Anteil von Logistikern von 25 Prozent anzunehmen – anstatt die Entwicklung der letzten acht Jahre fortzuschreiben: In dem Zeitraum waren 41 Prozent der Gewerbeflächen an solche verkehrsintensiven Betriebe verkauft worden, darunter auch das umstrittene Netto-Logistikzentrum. Gutsches guter Rat an die Freizeitpolitiker: Die Annahmen sollten in die kommunalpolitischen Zielsetzungen der Gemeinde passen. Er in die Ausschussrunde: „Wie viel Gestaltung trauen Sie sich im Gewerbegebiet zu?“

Die indirekte Antwort der Freizeitpolitiker: Überhaupt keine. Das von Gutsche empfohlene Szenariao sei unerreichbar, protestierte CDU-Finanzexperte Folker Brocks. Er forderte stattdessen „1 zu 1 fortschreiben, was wir heute haben, alles andere ist reines Wunschdenken“.

SPD-Mann Dieter Pemöller war von der Idee, mehr auf Produktionshallen statt auf Lagerhallen zu setzen ebenfalls alles andere als einverstanden, witterte in der 25-Prozent-Empfehlung sogar eine Rewe-Verhinderungstaktik: „Das ist ein klares Nein zu Rewe, das kann ich nicht unterschreiben“ polterte Pemöller.

Ebenfalls unzufrieden mit dem Expertenrat war Bürgermeister Bauer. Er erklärte ein Logistikanteil, der zwischen 29 und 41 Prozent liege sei das Minimum – für die Mehrheit der Ausschussmittglieder war aber auch noch der Mittelwert aus diesen beiden Zahlen zu viel Gestaltungswille.

Sechs zu drei Stimmen, dass Gutsche die Rewe-Ansiedlung mit einer kleinteiligen Ansiedlung vergleichen soll, die zu 41 Prozent aus Logistikbetrieben besteht, lautete der Beschluss am Montag. Durchgesetzt von CDU (3 Stimmen) SPD (2 Stimmen) und BFB (1 Stimme). Gegenstimmen: WHU (2) und BFB (1). Die FDP hat in den neunköpfigen gemeindlichen Ausschüssen kein Stimmrecht.

cm

7. April 2017