Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Prothesen-Hersteller LINK sagt Norderstedt ab – Firma wollte auch nach Henstedt-Ulzburg – Gemeinde hatte kein Grundstück

Blick auf den Standort in der Nachbarstadt. Die Firma macht nach eigenen Angaben 140 Mio. Euro Umsatz und beschäftigt 900 Mitarbeiter

Kommunen im Hamburger Norden aufgepasst: Waldemar Link ist wieder zu haben. Die Hamburger Medizintechnikfirma hat Norderstedt eine Absage erteilt. „Waldemar Link zieht von Hamburg nach Norderstedt“, die Firma plane im Norderstedter Frederikspark eine neue Firmenzentrale, hieß es im Juni im Hamburger Abendblatt, doch LINK-Geschäftsführer Peter Willenborg schüttelt zu der Schlagzeile mit dem Kopf. Er zu den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Wir haben mit Norderstedt zu keinem Zeitpunkt eine Einigung gehabt, das war alles noch in einer frühen Phase.“

Die Firma, die so heißt wie ihr Firmengründer, stellt chirurgische Instrumente und Endoprothesen her, also z.B. künstliche Knie – , oder Hüftgelenke. Und weil das Geschäft brummt, will die Firma die Produktion erhöhen. Der Geschäftsführer:  „Wir als Unternehmen sind seit einem guten Jahr auf der Suche nach einem passenden Grundstück. Um uns zu erweitern und um unser aktuelles und unser geplantes Wachstum abzubilden.“

Das Unternehmen hat seine Zentrale in Hamburg, in Norderstedt an der Oststraße werden die medizinischen Produkte hergestellt. Angedacht war ein weiterer Standort auf der anderen Seite der Stadt. Doch das von Norderstedt angebotene Grundstück kommt für die Firma nicht mehr in Frage – nachdem sich das Unternehmen die Fläche einmal genauer angeschaut hat. Willenborg berichtet von „Bodenaufschüttungen“ auf dem Areal , irgendwann sei dort wohl mal Kies oder Sand entnommen worden. In der Belegschaft des Unternehmens ist von einer ehemaligen Bauschuttgrube die Rede. Der Unternehmenschef: „Für uns kommen solche aufgeschütteten Flächen nicht in Frage. Wir machen Implantate, das sind Hochpräzisionsprodukte, die teilweise im zehntausendstel Millimeter Bereich genau gefertigt werden müssen, da haben wir extrem hohe Anforderungen an den Standort.“

LINK’s Standortsuche wird auch in Henstedt-Ulzburg genauestens verfolgt. Als das Abendblatt im Sommer den vermeintlichen neuen Standort im Norderstedter Gewerbegebiet Frederikspark verkündete, meldeten sich auch zwei Ortspolitiker in Kommentaren bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten zu Wort. Stefan Schneider (WHU), Chef des Finanzauschusses, verlinkte den Zeitungsbericht und meinte wehmütig, was das doch auch für eine tolle Ansiedlung für Henstedt-Ulzburg gewesen wäre: 800 Jobs in der Medizintechnikbranche auf nur vier Hektar im Vergleich zu 30 Hektar, die Rewe für seine Warendrehscheibe beanspruche, meinte Schneider. Auf Schneiders Beitrag reagierte Michael Meschede, der sich Hochtechnologieunternehmen wie ‚Waldemar Link‘ in Henstedt-Ulzburg offenbar nicht vorstellen kann. Der CDU-Gemeindevertreter warf seinem WHU-Kollegen Ahnungslosigkeit vor. Er zu Schneider:“ Man sieht, dass Sie von Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung der Unternehmen nicht allzu viel Ahnung haben können. Aber träumen ist erlaubt.“

Jetzt kommt allerdings raus: Das Unternehmen hatte starkes Interesse nach Henstedt-Ulzburg zu ziehen, die Gemeinde konnte dem Unternehmen aber keine Fläche anbieten. Peter Willenborg: „Ich habe im Laufe des letzten Jahres auch mit Henstedt-Ulzburg gesprochen, und wir würden auch gerne nach Henstedt-Ulzburg gehen, wenn es verfügbare Flächen gebe, aber zum Zeitpunkt unserer Anfrage gab es keine geeigneten Flächen, die verfügbar gewesen wären, und deswegen sind die Gespräche abgebrochen worden.“

‚Waldemar Link‘ ist nun wieder auf dem Markt und auch die Großgemeinde ist damit theoretisch wieder im Rennen. Um welchen Platzbedarf geht es denn? Willenborg: „Zwischen drei und fünf Hektar, je nachdem welche Variante umsetzbar wäre.“ Und wie schnell brauchen Sie mehr Platz? Der Geschäftsführer: „Es gibt natürlich immer Alternativen, man kann sich z.B. für die Anmietung von Flächen entscheiden, aber wir würden schon ganz gerne innerhalb der nächsten sechs bis neun Monate eine Entscheidung treffen.“

Christian Meeder

29. November 2019