Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Politiker verteidigen erneut Hesebeck-Wohnblock im Kronskamp – Anwohner sprechen von Horror! Langbehn: In 10 Jahren stehen im Kronskamp überall Wohnblocks!

Anwohner Thomas Pütz (vorn im Bild) will sich den Hesebeck-Block nicht gefallen lassen. Am linken Bildrand zu erkennen: Bald-Bürgermeister Stefan Bauer

Zu heftigen Protesten von Kronskamp-Anwohnern ist es vergangene Woche im Rathaus gekommen. Anlieger beschwerten sich lautstark über den geplanten Bau eines Mehrfamilienhauses in der Einzelhaussiedlung. Die Politik reagierte widersprüchlich auf die Proteste. Zwar soll ein neu zu schaffendes Gremium das Ausmaß der Innenverdichtung im Ortsteil Ulzburg auf den Prüfstand stellen, zugleich verteidigten Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker den Bau des 12 Meter hohen Wohnblocks aber erneut als richtig und politisch gewollt.

„Wir alle haben Ihnen so geantwortet und stehen immer noch dazu“, entgegnete Horst Ostwald, Vorsitzender des mit ehrenamtlichen Politikern besetzten Umwelt- und Planungsausschusses, empörten Kronskamp-Anwohnern in der Einwohnerfragestunde. In einem gemeinsamen Schreiben an die Anwohner hatten CDU, WHU, SPD, BFB und FDP bereits Ende März den Wohnblock-Bau als „moderate Innenverdichtung“ bezeichnet.

Was die Politik „moderate Innenverdichtung“ nennt, sorgt bei Bürgern allerdings für Panik und Wut. Anwohner Thomas Pütz sprach von einer Horrorentscheidung, erklärte, er werde alles daransetzen den Block zu verhindern. Pütz-Nachbar Jan Schüller-Iwersen forderte die Ausschussmitglieder auf, den „Mors hochzubekommen“ und die Bebauung nicht zuzulassen. Andere Anwohner warfen Politik und Verwaltung Geheimniskrämerei sowie Klüngelei vor. Die Ehefrau von Thomas Pütz hatte den geplanten Bau des Wohnblocks zwischen Ein- und Zweifamilienhäusern schon in der vorangegangen Sitzung zur Sprache gebracht.

Die Ausschussmitglieder überließen es ihrem Vorsitzenden Ostwald (SPD), zu den Anwürfen Stellung zu nehmen. Der verwies auf das gemeinsame schriftliche Statement aller Fraktionen und die darin zum Ausdruck gebrachte gewollte moderate Innenverdichtung.

Rathaus-Ortsplaner Volker Duda reagierte in der Sitzung mit Unverständnis auf die Anwohner-Proteste. Es habe vor drei Jahren Gelegenheit gegeben, Bedenken zu äußern. Die Bebauungsplan-Änderung sei in einem Anzeigenblatt bekannt gemacht worden und habe im Rathaus zur Einsicht ausgelegen, sagte Duda. Mitbekommen hat das im Kronskamp offenbar niemand. Thomas Pütz: „Komisch, dass kein einziger Anwohner davon gewusst hat.“

Für Dudas zukünftigen Chef, der die Sitzung von den Zuschauerplätzen verfolgte, gibt es in Sachen Bürgerinformation Handlungsbedarf: „Man müsse darüber nachdenken, wie man die Einwohner besser informieren kann“ sagte Stefan Bauer den HU-Nachrichten. Henstedt-Ulzburgs neuer Verwaltungschef tritt sein Amt am 1. Juni an.

Für Bernd Langbehn, Geschäftsführer des Möbelhauses Hesebeck und Neffe des verstorbenen Werner Hesebeck, sind die Proteste nur eine vorübergehende Erscheinung. Langbehn zur Norderstedter Zeitung: In zehn, zwölf Jahren spricht keiner mehr darüber, dann stehen hier überall solche Wohnblöcke. Wer baut denn jetzt noch ein Einzelhaus hier – mitten in der Stadt?“ Langbehn will aber über die Gesamthöhe des Gebäudes noch mit sich reden lassen.

Ob die Langbehnschen Visionen Wirklichkeit werden, und der Kronskamp in ein paar Jahren tatsächlich nicht mehr wiederzuerkennen ist, darüber wollen Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker jetzt noch einmal nachdenken.

Einvernehmlich hat der Umwelt- und Planungsausschuss beschlossen, sämtliche WHU-Anträge zur Innenverdichtung an ein neu zu schaffendes Gremium zu verweisen. Die Wählervereinigung hatte unter anderem die sofortige Änderung des Bebauungsplans Kronskamp gefordert. Man habe parteiübergreifend entschieden, sich mit diesen Punkten in einem Arbeitskreis zu befassen, so der Ausschussvorsitzende Horst Ostwald.

Den Acht-Parteien-Block zwischen einem Ein- und einem Zweifamilienhaus hatten Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker 2011 möglich gemacht. Vor drei Jahren war die zulässige Wohnbaufläche des Hesebeck-Grundstücks ohne Gegenstimmen im Gemeinderat angehoben worden. Zu dem Zeitpunkt bewohnte dort noch Möbelkaufhauschef Werner Hesebeck mit seiner Lebensgefährtin ein Einfamilienhaus. Werner Hesebeck ist im vergangenen Jahr im Alter von 89 Jahren gestorben, seine Erben haben das Hesebecksche Eigenheim mittlerweile abgerissen, um Platz für das neue Gebäude zu schaffen.

Christian Meeder

23. April 2014