Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Nicht gesetzeskonform: Kita-Manager will starke Einschnitte bei der Gruppengröße in Kinderhorten

Die neuen Leiter des Kita-Eigenbetriebs Mathias Schilling (rechts) und Björn Sumpf.

Irgendwas sei da faul, meldete sich heute eine Mutter bei den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Der Bürgermeister habe in seiner Pressemitteilung und in seinen Erklärungen den Eindruck vermittelt, bei der Hortbetreuung werde sich im Vergleich zu den Vorjahren nichts ändern, sie habe aber das Gefühl, dass das irgendwie nicht stimmen könne. Die Anruferin: „Wir haben nach der Bürgermeistererklärung mit den Herren vom Eigenbetrieb gesprochen, die klar gesagt haben, dass wenn die Situation etwa im Hort Abschiedskoppel so bleibt wie sie derzeit ist, dass dann dort zum neuen Schuljahr keine neuen Kinder angenommen werden. Die haben gesagt, der Hort sei überbelegt und habe so gar keine Betriebserlaubnis.“

Überbelegung, Betriebserlaubnis – Vokabeln, die der Bürgermeister gestern im Ratssaal nicht in den Mund genommen hat, und die auch nicht in seiner Pressemitteilung auftauchen. Nachfrage deswegen heute bei Mathias Schilling, pädagogischer Leiter des zu Beginn des Jahres gestarteten Kita-Eigenbetriebs. Was hat das alles zu bedeuten? Seine Grundaussage: Derzeit sei es so, dass in einigen Einrichtungen zu viele Kinder betreut werden, und das sei nicht „gesetzeskonform“.

Denn es sei eben nicht so, wie mancher vielleicht denke,  dass eine Kommune einen Hort aufmachen kann und dann selbst entscheiden dürfe, wie viel Kinder aufgenommen werden. Sondern das lege, etwa auf Basis des von der Gemeinde vorgelegten Personalschlüssels, die Segeberger Kreisverwaltung fest – in einer Betriebserlaubnis.

Und das Problem sei, dass in einigen Horten die Vorgaben aus der Betriebserlaubnis,  was die Größe der Gruppen angeht, nicht eingehalten werden. Schilling: „Und das geht eben nicht.“ Die maximale Größe einer Hortgruppe laut Betriebsgenehmigung seien 20 Kinder und ab dem neuen Schuljahr müsse diese Gruppengröße eingehalten werden, eine Überbelegung werde nicht mehr geduldet. Schilling: „Die Aufsichtspflicht der Kinder muss gewährleistet sein, die kann ich nicht gewährleisten, wenn ich zu viele Kinder in einer Gruppe habe und zu wenig Personal.“

Schilling betonte heute gegenüber den HU-Nachrichten mehrmals, dass es eine Überbelegung von Hortgruppen nicht in allen Horten, sondern nur in „einigen“ gebe, eine Quantifizierung des Überbelegungsproblems lehnte er ab.

Zahlen, die die Verwaltung Ende des letzten Jahres veröffentlicht hat, zeigen nun, dass die Hortgruppen durchgängig in allen Einrichtungen massiv überbelegt sind. Wenn Schilling und die Rathausführung es wirklich ernst meinen mit der Einhaltung einer Obergrenze von 20 Kindern je Gruppe, würde das unter sonst gleichen Bedingungen eine Reduzierung der angebotenen Hortplätze um rund 200 bedeuten. Laut Zahlen, die das Rathaus im November 2018 veröffentlicht hat, waren im Oktober 743 Kinder in den vier gemeindlichen Horten untergebracht. Bei einer Gruppengröße von 20 Kindern wäre nur Platz für 540 Kinder.

So war die Situation im Oktober letzten Jahres. Lesebeispiel: Im Bürgerhaus gibt es sechs Hortgruppen, bei einer Gruppengröße von 20, gibt es Platz für 120 Kinder. Tatsächlich betreut werden 191 Kinder. Zahlenquelle: Rathaus

Rebekka Kuhlen, Elternvertreterin der Kindertagesstätte Schulstraße, und Mutter von Zwillingen, die für beide Kinder einen Hortplatz ab August benötigt, erklärte heute, dass ihr eine Verwaltungsangestellte geraten habe, eine private Betreuung zu organisieren. Schilling sagte dazu auf Nachfrage, dass das eine Botschaft sei, die der Logik entspreche: “ Wenn ich nicht sicher weiß, dass mein Kind im Hort betreut werden kann, dann such ich eine Alternative.“

cm

  1. Januar 2019