Der Mann traut sich was: Bürgervorsteher Uwe Schmidt (CDU) hat in nie dagewesener Deutlichkeit Henstedt-Ulzburgs Hamburg-Pendler aufgefordert, auf die AKN umzusteigen. Schmidt in seiner Rede beim Neujahrsempfang am Mittag im Rathaus: „Wer nicht auf die AKN umsteigt ist selber Schuld, wenn er im Stau steht.“ Verantwortlich für die derzeitige Verkehrssituation in der Großgemeinde sind für Schmidt Politiker aus dem vergangenen Jahrhundert: „Leider ist es in den 80-ziger Jahren versäumt worden, eine Umgehungstrasse zu bauen. Heute erleben wir die Folgen der Uneinigkeit der damaligen Kommunalpolitik täglich aufs neue. Und eine Neuauflage der Planung wird einige Jahre, eher einige Jahrzehnte dauern.“
Neben der AKN-Umsteig-Ansage an die Autofahrer wandte sich Schmidt in seinem Ausblick auf das neue Jahr auch an seine Politik-Kollegen, forderte diese angesichts einer Schuldenlast von rund 35 Millionen Euro dazu auf, den Haushalt zu konsolidieren. Weder Schmidt noch Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf, die in ihrer Vorausschau auf 2014 ebenfalls auf den Gemeinde-Haushalt einging, nahmen allerdings das Wort Steuererhöhung in den Mund. Stattdessen forderten beide zum Verzicht auf. Die Bürgermeisterin wörtlich: „Neue Kredite müssen auf ein Mindestmaß reduziert werden. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Streichungen und Verschieben von Ausgaben unvermeidbar sein.“
Angekommen ist die gemeindliche Sparbotschaft auf jeden Fall schon einmal bei den Bürgern und Honoratioren der Gemeinde. Die zeigten sich jedenfalls vergleichsweise knauserig, als die Sternensinger mit ihren Körbchen durch die Zuhörerreihen marschierten und um Spenden für Flüchtlingskinder in aller Welt baten. Ein Raunen ging durch das Publikum, als die Bürgermeisterin die eingesammelte Spendensumme von 793 Euro verkündete. Vor einem Jahr waren noch über 900 Euro zusammengekommen. Von Bressensdorf kündigte spontan an, die Summe auf 900 Euro aufstocken zu wollen: „Aus welchen Töpfen auch immer.“
Auch ein Thema in den Reden der beiden Spitzen von Politik und Verwaltung: Die Thormählen-Ersatzwahl am 16. März. Schmidt und von Bressensdorf verteidigten das Ziel von Parteien und Wählervereinigungen, einen gemeinsamen Kandidaten aufzustellen gegen Kritik von Abendblatt-Redakteur Frank Knittermeier. Der Journalist hatte das Vorgehen in einem Kommentar als Bevormundung der Wähler gegeißelt.
Eine Kandidatur sei schließlich auch ohne Zustimmung einer Ratsfraktion möglich, wenn er oder sie 155 Unterstützerstimmen vorweise, erklärte Henstedt-Ulzburgs amtierende Verwaltungschefin. Bürgervorsteher Uwe Schmidt wies zudem darauf hin, dass ein Konsenskandidat aller Fraktionen noch lange nicht ausgemacht sei. Möglich sei, dass doch zwei oder mehr Kandidaten von den Gemeinderatsfraktionen ins Rennen geschickt werden.
Christian Meeder
5. Januar 2014