Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Neue Pläne für den Beckersbergring: SOKA will noch mehr, noch höher – sonst Verkauf

Wohnblocks statt Reihenhäuser – die Soka-Riege gestern vor der neuen Planung

Das Abrissvorhaben von 100 Reihenhäusern im Herzen Ulzburgs könnte noch drastischere Formen annehmen, als bisher geplant. Die Soka-Bau fordert eine massive Innenverdichtung,  droht ansonsten mit Verkauf der Reihenhäuser.

Noch vor gut zweieinhalb Jahren stellte der in Wiesbaden ansässige Bau- und Versicherungskonzern SOKA-BAU AG erste Planungen zu einer Umgestaltung des Beckersbergringes vor. Demnach sollten über einen Zeitraum von acht Jahren nach und nach alter Reihenhausbestand abgerissen und durch moderne Mehrfamilienhäuser und auch neue Reihenhäuser ersetzt werden. Insgesamt wollte man auf diese Weise etwa 160 Wohneinheiten auf dem drei Hektar großen Gebiet schaffen. Diese Pläne gelten jedoch spätestens seit Montagabend als überholt. Auf einer Informationsveranstaltung im Bürgerhaus präsentierte die SOKA-BAU ihren betroffenen Mietern ein gänzlich neues Vorhaben.

Anstelle der Reihenhäuser in der charmanten Wohnanlage sollen nach Willen der SOKA nun ausschließlich Wohnblöcke mit bis zu sechs Stockwerken gebaut werden. Mindestens 225 Wohnungen in 1- bis 4-Zimmer-Bauweise will man dort schaffen. Das ganze altersgerecht und barrierefrei. Politisch werbewirksam hob der für Planung und Neubau zuständige SOKA-Abteilungsdirektor, Werner Schneider, dabei hervor, dass bis zu 30 Prozent des Wohnraums unter dem Aspekt einer sozialen Förderung geschaffen werden.

Der Baubeginn für das Gigaprojekt soll 2020 erfolgen. Gerafft auf nur zwei Bauabschnitte will man nun in einer Hauruck-Aktion innerhalb von schon vier Jahren das gesamte Projekt vollständig realisieren. Als Begründung für die neudimensionierten Pläne nannte Schneider den anstehenden Wohnungsbedarf in Henstedt-Ulzburg, der sich, gerechnet auf die nächsten 15 Jahre, auf ungefähr 1200 Wohnungen beziffern soll.

Anwohner Lutz Winkelmann, Polizist in Hamburg, mahnte die SOKA in Hinsicht auf die Entstehung eines sozialen Brennpunktes, bei der Planung moderate Gestaltungsmöglichkeiten ins Auge zu fassen. Darauf Schneider schlicht: “Nein!“

Auch wollten die um ihre Zukunft besorgten Reihenhausmieter wissen, wie sie nun Berücksichtigungen in den Planungen fänden. Spielt für viele schließlich auch die Mietpreishöhe eine Rolle, die im Neubaubereich deutlich höher anzusetzen ist, als in den jetzigen 78qm-Häusern aus den 1960iger Jahren. Hierzu wollte Chefplaner Schneider keine näheren Angaben machen. Er versprach lediglich, die Altmieter aus dem Beckersbergring „mitnehmen“ zu wollen. Konkret sähe das wohl so aus: In zwei Großwohnblöcken, die in der ersten Bauphase am Anfang des Beckersbergringes entstehen sollen, werden den Reihenhausbewohnern Mietwohungen zum Bezug angeboten. Diejenigen, die nicht dazu bereit sind, eine enge Etagenwohnung trocken zu wohnen, werden wohl hingegen auf dem engen Immobilienmarkt schauen müssen, wo sie die Welle des Immobilienriesen hintreibt.

Mit Blick auf etwaige Widerstände, bewies Schneider, der sich selbst als „Spielverderber“ bezeichnete, wenig Fingerspitzengefühl. So ließ er durchblicken, dass die SOKA BAU die Reihenhäuser im Beckersbergring bei einer für sie nicht zufriedenstellenden Lösung an einen Investor verkaufen will. Mit dieser Drohung im Rücken verließen viele vom Bauprojekt ohnehin schon geschockte Besucher bereits während der Veranstaltung endgültig bedient den Saal.

Wie es anschließend aus Kreisen der Beckersbergringanwohner hieß, wollte man aufgrund der rücksichtslosen Vorgehensweise der SOKA-BAU nun auch andere Wege prüfen. Ein Weg wäre z.B. über die Bebauung am Beckersbergring den Bürger entscheiden zu lassen. Die Möglichkeit bestätigte auch Bürgermeister Stefan Bauer gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Ja, der Beckersbergring wäre definitv bürgerentscheidfähig.“

Inwieweit allerdings dann die Henstedt-Ulzburger Politik auf ein mögliches fünftes Bürgerbegehren in der Großgemeinde Rücksicht nimmt, könnte sich bereits am 11 September in der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses zeigen. Dort wird das angedachte Mammutprojekt erstmalig in öffentlicher Sitzung im Ratssaal vorgestellt.

Gernot Willsch

29. August 2017