Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Nach Expertenauftritt: Rathaus will über Gewerbepolitik nachdenken

Magere Ausbeute: Nur 15 Prozent der Gewerbesteuer bleibt im Gemeindetopf

Acht Monate nach einem Expertenauftritt im Rathaus soll jetzt über Änderungen bei der Gewerbeansiedlungspolitik nachgedacht werden. „Die Fraktionen werden gebeten, … Vorschläge für die Festlegung von Kriterien und Entscheidungshilfen für die Vergabe von Gewerbegrundstücken bzw. Ansiedlung von Gewerbebetrieben zu unterbreiten“, heißt es in einem Verwaltungspapier für die am kommenden Montag (12. Januar) stattfindende Sitzung des gemeindlichen Hauptausschusses.

Jens-Martin Gutsche vom Planungsbüro Gertz Gutsche Rümenapp hatte im März vor Kommunalpolitikern und Verwaltungsvertretern vorgerechnet, was bei Gewerbeansiedlungen denn an Gewerbesteuern bei der Gemeinde hängenbleibt. Das Ergebnis: nicht viel. Von einem Euro zusätzlicher Gewerbesteuer kann sich Henstedt-Ulzburg nur 15 Cent an Zusatzeinnahmen in die eigene Tasche stecken, der übergroße Rest verschwindet in den Töpfen des kommunalen Finanzausgleichs.

Noch nicht in dieser Rechnung enthalten sind Folgekosten, wie etwa die langfristige Unterhaltung der Verkehrsinfrastruktur, unterm Strich kann die Gemeinde durch die Ansiedlung von Gewerbebetrieben damit sogar ins Minus rutschen.

Gutsche war im Frühjahr auf Betreiben der WHU eingeladen worden, von der Wählervereinigung hatte es bereits mehrmals Vorstöße gegeben, Qualitätskriterien für Gewerbeansiedlungen zu entwicklen, jedesmal erfolglos.  Nach dem Auftritt des Planungsmannes gibt es nun offenkundig Bewegung im Rathaus.

Kritisch sieht die Wählervereinigung insbesondere die Ansiedlung von Warenverteilzentren. Zu viele Logistikbetriebe seien in der Vergangenheit angesiedelt worden, das sei eine Branche die viel Platz benötige aber vergleichsweise wenig Arbeitsplätze schaffe, so Karin Honerlah heute zu den HU-Nachrichten. Verkehrsexperte Jens Martin Gutsche sieht das ähnlich, er hatte den Ortsentscheidern im März klargemacht, dass die ‚Arbeitsplatzdichte‘ bei Logistikbetrieben im Branchenvergleich am niedrigsten ist.

Viel Flächenfraß für wenige Arbeitsplätze bei Logistikbetrieben

Auch wenn sich nun was ändern könnte in Sachen Gewerbeansiedlung: Der größte Logistik-Brocken kommt erst noch: Das Netto-Warenverteilzentrum soll in diesem Jahr an den Start gehen, auf 12 Hektar Ackerfläche am Autobahnzubringer. Von Henstedt-Ulzburg aus sollen alle Filialen des Discounters in Hamburg und Schleswig-Holstein täglich per LKW mit Lebensmitteln und Non-Food-Produkten beliefert werden. Vor drei Jahren hatte die WHU als einzige Fraktion im Gemeindeparlament gehen die Ansiedlung von Netto gestimmt.

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6. Januar 2016