Wovor die Kritiker des CCU von Anfang an gerechnet und gewarnt hatten, ist jetzt eingetreten: Die Projektentwickler kommen mit den ersten Änderungswünschen: Die Untere Bauaufsichtsbehörde des Kreises Segeberg hat der Gemeinde einen Nachtrag zum Bauantrag für den Neubau eines Einkaufszentrums mit Tiefgarage (City Center Ulzburg) zur Stellungnahme und Erteilung des gemeindlichen Einvernehmens vorgelegt. Aufgrund der damit zusammen hängenden Neugestaltung der Verkaufsflächen im CCU hat sich die Anzahl der notwendigen Stellplätze nämlich von 300 auf 350 erhöht.
Die Projektentwickler gehen allerdings davon aus, dass sich aufgrund der neuen Innengestaltung die Aufenthaltsqualität für die Besucher verbessert und es hierdurch zu keiner Erhöhung der Nutzerfrequenz kommt, so dass deswegen keine zusätzlichen Stellplätze nachgewiesen werden müssten. Die bisher vorgesehenen 300 Stellplätze seien nach wie vor ausreichend.
Laut Landesbauordnung kann die Bauaufsichtsbehörde mit Einverständnis der Gemeinde ganz oder teilweise auf die Herstellung von Stellplätzen, Garagen und die Zahlung eines Geldbetrages zur Ablösung verzichten, wenn eine günstige Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr besteht oder wenn ausreichende Fahrradwege vorhanden sind. Dieses erleichtert insbesondere das Bauen oder die Nutzungsänderung im Bestand.
Um die Zustimmung der Gemeinde geht es nun in der nächsten Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses am Montag, 5. November, um 18.30 Uhr im Rathaus. In einer Vorlage der Verwaltung heißt es zu dem Thema: „Mit Einverständnis der Gemeinden können Stellplätze, Garagen oder Abstellanlagen für Fahrräder in allen Baugebieten für verschiedene Vorhaben mehrfach genutzt werden, wenn sich die Nutzungszeiten nicht überschneiden. Die Zuordnung zu den Vorhaben muss öffentlich-rechtlich gesichert sein. Dies geschieht durch Eintragung einer Baulast.“ Um die Stellplatzproblematik für das CCU zu lösen, ergeben sich für die Verwaltung drei Varianten:
Variante 1:
Die Gemeinde verzichtet aufgrund der guten ÖPNV-Anbindung auf die nach neuer Berechnung des Architekten notwendigen 30 zusätzlichen Stellplätze und erteilt ihr Einvernehmen zu dem vorgelegten Antrag. (Anmerkung der Redaktion: Ursprünglich war von 300 Stellplätzen die Rede, dann von 350, jetzt sollen es 30 zusätzliche sein! Welche Zahl ist realistisch?)
Variante 2:
Die Gemeinde erteilt ihr Einvernehmen nicht, stellt aber eine Ablösevereinbarung für 30 (?) zusätzliche Stellplätze in Aussicht. Um „Ortmittig“ zusätzliche Stellplätze nachweisen zu können, die eine Ablösevereinbarung rechtfertigen, ist aufgrund der Flächenknappheit eine Parkhauslösung sinnvoll. Die Summe für einen abgelösten Stellplatz, der von der Gemeinde in einem neu zu errichtenden Parkhaus – beispielsweise auf der P+R-Anlage – nachgewiesen werden könnte, liegt nach Internetrecherche bei etwa 12.000 Euro.
Variante 3:
Die Gemeinde erteilt ihr Einvernehmen nicht, stellt aber eine Marktplatzunterbauung in Aussicht, damit die geplante Tiefgarage um 30 Stellplätze erweitert werden kann. (Anmerkung der Redaktion: Wer trägt die Kosten?)
Vielleicht aber haben die Ausschussmitglieder gar keine Lust mehr, sich mit dem Thema zu beschäftigen, denn aus dem Gewerbepark Nord droht dem Einkaufszentrum zusätzlich Ungemach: Demnach soll das ehemalige toom-Gebäude auf der nördlichen Seite der Gutenbergstraße umgestaltet werden. Auf einem Gelände von 16.500 Quadratmetern stehen dort rund 4.400 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung.
Nach Angaben eines Gewerbe-Immobilienfachmannes können dort fünf Fachmärkte mit einer Verkaufsfläche von jeweils unter 800 Quadratmetern angesiedelt werden. Diesen Sachverhalt hat die Gemeindeverwaltung inzwischen bestätigt. Auch potenzielle Mieter werden bereits genannt: dm-Drogeriemarkt, depot-Accessoirs sowie die Textilanbieter C&A und bonprix. Es sollen bereits Mietverträge unterschrieben sein. Drei dieser Firmen hatten bekanntlich auch Interesse am Standort CCU bekundet. Das könnte erlahmt sein angesichts der fortlaufenden Verzögerungen bei der Realisierung des Projekts. Außerdem ist in dem Gebäude des ehemaligen toom-Baumarktes von Mieten die Rede, die nur zwei Drittel von denen im CCU betragen.
Als fünfter Mieter in dem ehemaligen toom-Komplex ist der Discounter ALDI im Gespräch, der bisher auf der Südseite der Gutenbergstraße angesiedelt ist – reichlich versteckt. Für ALDI würde der Umzug sicherlich eine Standortverbesserung bedeuten. Dessen derzeitiger Vermieter Manfred Feulner, dem die meisten Grundstücke im Gewerbepark Nord gehören, sieht dem Umzug von ALDI, dessen Mietvertrag 2014 ausläuft, gelassen entgegen: „Ich habe schon einen Nachfolger parat – der dänische Lebensmitteldiscounter NETTO will bei mir in den frei werdenden Laden einziehen.“
Auch einer möglichen Konkurrenz „seiner“ Geschäfte durch das CCU steht Feulner gelassen gegenüber: „Wir sind im Gewerbepark gut aufgestellt. Jetzt wird zunächst einmal der real-Markt umgestaltet. Dafür stehen insgesamt fünf Millionen Euro bereit- bei mir und bei der METRO, zu der real gehört.“
Angesichts dieser Entwicklung müssen sich die Kommunalpolitiker wohl dringend die Frage stellen, wieviel Verkaufsfläche für die Gemeinde eigentlich erforderlich ist und wieviel sie verkraftet.
Jörg Schlömann
31. Oktober 2012