Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Meschede zerpflückt REWE-Verkehrsgutachten, Iversen disst Ortspolitik: Sauerei, dass ihr Netto einfach durchgewunken habt!

Rewe-Vorhut im Gewerbegebiet

Der Verkehr in der Großgemeinde ist an vielen Ecken kein Zuckerschlecken, werden die Pläne von Bürgermeister Bauer Wirklichkeit, könnte Henstedt-Ulzburg am Verkehr aber regelrecht ersticken. Das von Bauer gewünschte Rewe-Logistikzentrum wird wohl noch größer als bisher kommuniziert, produziert damit noch mehr Verkehr.

Ein in einer Konzeptstudie eingezeichnetes Gebäude entpuppte sich gestern überraschend als zusätzliche optionale Logistikhalle. WHU-Gemeinderat Kurt Göttsch verdutzt: „Ich dachte, das wäre das Verwaltungsgebäude.“
Im Mai hatte der Supermarktkonzern von über 400 Verwaltungsabeitsplätzen gesprochen, untergebracht in einem gesonderten Verwaltungsbau. Jetzt hat das Unternehmen Platz geschaffen für noch mehr Logistikfläche und das Verwaltungsgebäude kurzerhand aus dem Weg geräumt. Die Organisations-Einheit soll nun nicht neben, sondern auf dem Logistikkomplex untergebracht werden, die Mitarbeiter sitzen damit quasi auf den LKW-Abfertigungsslots.

888 LKW sollen nach Angaben des von Rewe beauftragten Verkehrsbüros täglich zum, bzw. vom Verteilzentrum wegfahren. Die nun aufgetauchte Erweiterungshalle ist bei den Verkehrschätzungen aber außen vor gelassen worden. CDU-Chef Meschede kommentierte das kopfschüttelnd: „Wenn wir mehr Warenumschlag haben, dann erwarte ich, dass das auch im Verkehrsgutachten berücksichtigt wird. “

Ebenfalls unerklärlich: Der Planer hat für verschiedene Ampelkreuzungen durchgerechnet, ob diese den Mehrverkehr überhaupt bewältigen können. Das Ergebnis lautet nein, das Logistikzentrum braucht eine eigene Zufahrt zum Autobahnzubringer, die Kreuzung Richtung Kisdorf muss zudem kräftig ausgebaut werden. Nicht in den Rechnungen enthalten ist kurioserweise der LKW-Verkehr, den das Netto-Logistikzentrum hervorbringt, welches direkt neben Rewe gebaut wird. Nachgefragt hatte erneut ein erstaunlich kritischer Meschede. Sein sinngemäßer Kommentar diesmal: Ist es üblich, dass, wenn man weiß, dass da noch ein weiteres Logistikzentrum entsteht, dass man das nicht mit einberechnet?

Fakt ist allerdings auch: das Netto-Logistikzentrum ist bereits 2013 durchgewunken worden – ohne jedes Verkehrsgutachten. Die Auswirkungen von Netto auf Verkehr und Landschaft haben Meschede und Co. vor drei Jahren nicht die Bohne interessiert. Von BFB-Chef Jens Iversen gabs für das damalige Schulterzucken auch seiner eigenen Fraktion nachträglich Verbalprügel. Er in die Ausschussrunde: „Ihr habt Netto beschlossen, ohne die Verkehrszahlen abzufragen, das ist eine Sauerei.“ Iversen saß 2013 noch nicht im Gemeinderat. Einzig die WHU hatte vor vier Jahren der Netto-Ansiedlung nicht zugestimmt.

Ein völlig neues Verkehrsgutachten in der auch die Netto-Zahlen enthalten sind ist also für die Verkehrsauswirkungen der Rewe-Versandfabrik nötig, möglicherweise auch von einem neuen unabhängigen Verkehrsexperten. Die Antwort des von Rewe eingekaufte Planers auf die Frage von Karin Honerlah, wir er denn die LKW-Zahlen für Rewe ermittelt habe, spricht jedenfalls dafür. Er treuherzig in die Ausschussrunde: „Ich habe die Verkehrszahlen von Rewe vorgegeben bekommen. “

Eigentlich sollte gestern das Bebauungsplanverfahren vorangetrieben werden. Angesichts der unklaren Verkehrsauswirkungen zogen die Ortspolitiker die Notbremse. SPD-Fraktionschef Horst Ostwald, Chef des Gremiums: “ Es gibt verschiedene Fragen die offen sind, können heute nicht beschließen, schlage vor, Rewe-Vertreter heranzuholen.

Die sollen nun im Januar im Ratssaal antanzen und den Ortsentscheidern Rede und Antwort stehen.

cm

8. November 2016