Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Kommentar: Das ist Geheimniskrämerei!

Anfang nächster Woche werden Henstedt-Ulzburgs Kommunalpolitiker über das neue Einkaufszentrum CCU im Herzen der Gemeinde entscheiden. Viel ist über das Projekt diskutiert worden, noch mehr spekuliert und gerätselt worden. Seit Donnerstag gibt es ein Modell von dem Vorhaben zwischen Bahnhofstraße und Rathaus. Das durften bisher aber lediglich einige Kommunalpolitiker und Mitarbeiter der Verwaltung sowie die potenziellen Bauherren und die Projektentwickler in Augenschein nehmen.

Am heutigen Dienstag nun war Pressekonferenz im Rathaus – Gelegenheit also, das CCU-Modell via Medien den Henstedt-Ulzburgern vorzustellen. Von wegen! Bürgermeister Torsten Thormälen verkündete Straßensperren wegen Deckensanierungsarbeiten und ließ über die KuKuHU-Woche berichten. Kein Wort zum politischen Dauerbrenner in der Gemeinde. Das CCU-Modell blieb für die Medienvertreter unsichtbar auf dem Schreibtisch eines Sachbearbeiters.

Das, Herr Bürgermeister, ist keine Informationspolitik!

Das, Herr Bürgermeister, riecht nach Geheimniskrämerei!

Politik und Verwaltung dürfen sich nicht wundern, wenn angesichts dieses Verhaltens in der Öffentlichkeit gemutmaßt wird, hier soll etwas verheimlicht und zurückgehalten werden. Natürlich können nur die gewählten Volksvertreter über das Projekt entscheiden. Und das ist auch gut so. Aber die Bürgerinnen und Bürger haben doch wohl ein Recht darauf, über das derzeit meist diskutierte Vorhaben in der Kommune umfassend unterrichtet zu werden. Schließlich ist es ihre Akzeptanz, durch die so ein Einkaufszentrum belebt und wirtschaftlich getragen werden muss.

Hier liegt der Verdacht nahe, dass Verwaltung und Politik sehr wohl die Probleme sehen, die das CCU in der jetzt angepeilten Form mit sich bringen wird. Und beide fürchten offenbar, dass sich die Skepsis unter den Einwohnern noch verstärken wird, wenn zu viele zu viel wissen. Warum werden das Modell und die Pläne erst in der Sitzung des Umwelt- und Planungsausschusses am kommenden Montag ab 18.30 Uhr im Ratssaal vorgestellt? Dann ist für eine öffentliche Diskussion mit Sicherheit nicht mehr ausreichend Zeit.

Klar, die Pläne werden, wie es das Prozedere vorschreibt, öffentlich ausgelegt. Wer aus der Bevölkerung aber versteht das Fachchinesisch solcher Planungsunterlagen? Wer erläutert dem „mündigen Bürger“ – von der CDU bei der Diskussion um die Baumschutzsatzung gerade wieder in Anspruch genommen – Zeichnungen und Vorschriften? Wer klärt die Einwohner über die Auswirkungen auf den Verkehr auf, die ein solcher Klotz im Zentrum der Gemeinde haben wird?

Durch Informationen, die der Bürger versteht, können Verwaltung und Politik beweisen, dass sie es ernst meinen mit der „bürgerfreundlichen Gemeinde“. Nur Verstehen fördert nämlich Akzeptanz! Sonst droht unserer eher ruhigen Gemeinde ein Henstedt-Ulzburg 21!

Jörg Schlömann