Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Modell mit falschem Maßstab dient als Orientierungshilfe!

Jetzt scheint klar zu sein, warum das Modell des geplanten CCU bisher nicht öffentlich ausgestellt worden ist: Es ist nicht maßstabsgerecht und erweckt so beim gutgläubigen Betrachter den Eindruck eines harmonischen Ensembles. Das kann kein Zufall sein; denn immerhin wurde das Modell von einer ortsansässigen Baufirma mit Leuten vom Fach angefertigt. Das Unternehmen will selbst zwischen Rathaus und Bahnhofstraße am CCU bauen. Die offensichtliche Manipulation hätte kritischen Beobachtern auffallen können.

„Die Ende März von dem Bauunternehmen Manke vorgestellte Ladenzeile mit kleinteiligen Läden und nett anmutender Piazza ist nun in ein Gebäude größeren Ausmaßes eingebettet“, hat die WHU festgestellt und kritisiert: „Das Modell zeigt ein fast 15 Meter hohes, mindestens viergeschossiges Gebäude und passt weder in den bislang geltenden Bebauungsplan noch in die Proportionen der Nachbarbebauung der Bahnhofstraße. Es lehnt sich direkt an das Nachbargebäude neben dem Torhaus an und überbaut die nördliche Ausfahrt vom Marktplatz auf die Bahnhofstraße.“

Im Modell falle der Neubau optisch deshalb nicht „aus dem Rahmen“, weil alle anderen Gebäude realitätsabweichend viel zu hoch dargestellt seien, empört sich die WHU in eine Pressemitteilung. Und weiter: „Das Torhaus, das kleine Nebengebäude und auch das Bürogebäude der Baufirma auf der anderen Straßenseite sind jeweils etwa drei Meter höher dargestellt als sie in Wirklichkeit sind. Deshalb schmiegt sich der besagte Groß-(Neu-)bau mit beinahe 15 Metern Höhe und mehr als 55 Metern Länge fast harmonisch ins Modell ein.“

Die Wählergemeinschaft bemängelt auch, dass die verkehrlichen Auswirkungen dieses Gebäudes bislang ebenso wenig untersucht worden seien wie die der anderen beiden Nachbarbauten des CCU. Sie sollen im möglichst zeitlichen Zusammenhang mit dem Einkaufszentrum errichtet werden.

„Kann es uns Politikern egal sein, wie groß die Gebäude werden und welche Nutzungen sie enthalten, wie viele Läden, wie viele Parkplätze, welche Kundenströme entstehen?“ fragt WHU-Gemeindevertreter Uwe Köhlmann-Thater nicht nur sich selbst, sondern auch die Kollegen der anderen Fraktionen. Der WHU-Mann: „Sind wir nicht für die Bebauungspläne und deren Inhalte und Bebauungsmöglichkeiten verantwortlich? Müssen wir die Schelte nicht zu recht ertragen, wenn wir Pläne genehmigen, die unseren Verkehr endgültig zum Erliegen bringen? Die Mitglieder der Wählergemeinschaft meinen Ja und werden im Umwelt- und Planungsausschuss der Änderung des B-Planes nicht zustimmen!“ Das Gremium tagt am Montag ab 18.30 Uhr im Ratssaal hinter verschlossenen Türen, ab 19.30 Uhr öffentlich.

Zum Verkehr, der vom CCU-Komplex generiert wird, äußert sich auch Karin Honerlah, Fraktionsvorsitzende der WHU: „Unser Ort leidet darunter, dass seit Jahrzehnten immer erst gebaut wurde und dann die Infrastruktur wie Straßenbau lange Zeit hinterherhinkt. Einen weiteren Schritt dieser Art können wir uns angesichts des alltäglichen Verkehrsstaus absolut nicht erlauben!“ Sie bemängelt, dass das von den CCU-Projektentwicklern bestellte Verkehrsgutachten nicht die Sogwirkung eines Riesendiscounters wie Kaufland berücksichtigt habe. Zudem sei die Bahnhofstraße mit 5,30 Metern Querschnitt nicht ausgelegt für Begegnungsverkehr von Lastzügen. Sie eigne sich daher in jetziger Ausbauform nicht für die Anlieferung des Einkaufszentrums.

Weiteren Verkehr wird auch ein Geschäftshaus erzeugen, das fast unmittelbar ans Rathaus anschließen soll – 700 Quadratmeter Grundfläche und damit gößer als ursprünglich vorgesehen. Im Erdgeschoss befinden sich Läden, im ersten Obergeschoss Praxen und Büros. Das Gebäude soll dreigeschossig bleiben, ist nach dem Modell aber fast so hoch wie das Rathaus. Neben dem mächtigen CCU – 15 Meter hoch, 80 Meter lang, bis zu 100 Meter tief – kann das Ärztehaus am Marktplatz ebenfalls erweitert werden. Möglich sind 150 bis 200 Quadratmeter zusätzliche Verkaufsfläche im Erdgeschoss.

Jörg Schlömann