Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Manke Bauvorhaben am Pinnau-Biotop: Bäume rechtswidrig abgeholzt!

Ganze Arbeit am Wanderweg: nicht mehr viel zu sehen von Bäumen und Sträuchern

Neuer Abholzungsskandal in der Großgemeinde: Bäume und Gehölze am Pinnau-Biotop sind illegal gerodet worden. Bauamtsleiter Jörn Mohr sprach gestern im Umwelt- und Planungsausschuss von einem eindeutigen Verstoß gegen Recht und Gesetz, erklärte, dass geschützte Bäume gefällt worden seien. Henstedt- Ulzburgs Kommunalpolitiker legten daraufhin die Entscheidung über die Bebauung der Pinnau-Wiesen auf Eis, wollen sich zunächst per Ortsbegehung ein eigenes Bild vom Kahlschlag machen.

Die Firma-Manke will auf den Flächen rechts und links der ehemaligen AKN-Trasse ein neues Wohngebiet aus dem Boden stampfen, das Vorhaben stockt derzeit, weil die Zufahrt zum möglichen Baugebiet ungeklärt ist. Bauland sind die Wiesen schon seit 2007, damals hatte die CDU noch eine absolute Mehrheit in der Gemeindevertretung.

WHU-Chef Wilhelm Dahmen hatte schon in der Januar-Sitzung nachgefragt, ob die Verwaltung eine Genehmigung für die Rodungsaktion an der Pinnau erteilt habe. Die Antwort lautete zu dem Zeitpunkt noch, dass man im Rathaus nicht zuständig sei, da es sich um Privatflächen handele. Jetzt also die Verwaltungs-Kehrtwende in Sachen Baumschutz, die aber nicht von allein passierte: Nach Informationen der Henstedt-Ulzburger Nachrichten hat die Verwaltung den Kahlschlag erst genauer unter die Lupe genommen, nachdem Nabu-Chef Holger Möckelmann per Brief auf umweltrechtliche Verstöße aufmerksam gemacht hatte.

Welche Chancen die umstrittenen Manke-Pläne haben, ist unklar: WHU und SPD sind grundsätzlich gegen weitere Wohnhäuser am Biotop, hoffen, wenigstens eine deutlich kleinere Bebauung durchsetzen zu können, haben zusammen aber keine eigene Mehrheit im Gemeinderat. Die CDU will hingegen so schnell wie möglich den Weg für die derzeitigen Baupläne frei machen, konnte den Sinn einer Grundstücksbegehung, die die WHU angemahnt hatte, nicht nachvollziehen: CDU-Ausschussmitglied Wilfried Mohr fragte erregt, was es denn jetzt nach den Abholzungen noch „zu begucken“ gebe.

Für die BFB erklärte Parteichef Jens Iversen, seine Fraktion habe eigentlich zustimmen wollen, „wenn das mit den Bäumen nicht passiert wäre“. Die BFB sei mit der Gesamtbebauung und auch mit der angedachten Verkehrsführung grundsätzlich einverstanden. BFB-Bedingung für die direkte Anbindung des Wohngebiets an die Kreuzung Hamburger Straße/Kadener Chaussee sei allerdings, dass die Länge der Grünphasen auf der Hamburger Straße nicht geändert werden dürfe. Wer aus dem Wohngebiet hinaus wolle, müsse halt eine Wartezeit von einer Minute oder länger in Kauf nehmen.

Wer den Ausführungen von Stadtplaner Matthias Baum und seinem Co-Präsentator Björn Eichen vom Büro „Lairm Consult“ lauschte, ist unsicher, ob Iversen und seine BFB-Fraktion in drei Wochen tatsächlich gemeinsam mit der CDU die Hand heben werden für das Bauprojekt, das dann erneut auf der Tagesordnung stehen soll.

Denn die beiden Planer stellten brandneue Entwürfe vor, wonach jetzt auf eine durchgehende Lärmschutzwand direkt an der Hamburger Straße verzichtet werden soll. Stattdessen soll der Lärmschutz unmittelbar an den Häusern stattfinden. Unten mit Lärmschutzwänden, die „dicht an die Außenwand der Häuser gesetzt werden“, so Lärmexperte Eichen, in den oberen Stockwerken, so heißt es in den Bebauungsplanunterlagen, sollen „nicht-öffenbare Fenster“ dafür sorgen, dass der Straßenlärm draußen bleibt.

Die Reaktionen auf das Lärmschutzkonzept waren unterschiedlich: Zustimmung kam prompt von CDU-Sprecher Jens Müller: „Ich finde es gut, dass sich die Wohnungen nicht hinter Lärmschutzwänden verstecken, so dass man die Häuser von der Straße aus sehen kann.“

SPD-Fraktionschef Horst Ostwald entgegnete Müller : „Das mögen die Leute, die dort wohnen, anders sehen…“

Kopfschütteln auch bei Kurt Göttsch (WHU). An der Hamburger Straße müsse ein Lärmschutzwall hin, auch wenn das die totale Ausnutzung der Bauflächen verhindere.

Auch geplant: Kettenhäuser mit Gärten, die nur die Größe einer Terrasse haben. Dort könnten beispielsweise Senioren einziehen, meinte der Hamburger Stadtplaner Matthias Baum.

WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah rief daraufhin empört, dass so eine verdichtete Bebauung rechtlich in dem Gebiet nie und nimmer zulässig sei. Die nüchterne Antwort von Planer Baum: Die Gemeinde werde dafür mit guter Begründung eine Ausnahmegenehmigung bekommen.

Unter den Gästen der gestrigen Sitzung waren auch zwei der drei Bürgermeisterkandidaten. Doris Baum und Susanne Bendfeldt beobachteten von den Besucherplätzen aus die Manke-Debatte. Gut möglich, dass beide auch in drei Wochen wieder im Ratssaal auftauchen werden. Das Bauprojekt und der rechtswidrige Kahlschlag platzen jetzt mitten in den aufziehenden Bürgermeister-Wahlkampf.

Christian Meeder

4. Februar 2014