Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Lore Fuchs – eine Frau zwischen Schule, Politik und einer späten Liebe

Lore Fuchs vor ihrer halb ausgeräumten Bibliothek

Gerade hat sie die Bürgermeister-Wahl mit den Worten „Ich habe Stefan Bauer gewählt, damit der Parteienklüngel endlich aufhört“ kommentiert, da hat sich Lore Fuchs (72) bereits nach Kaltenkirchen „abgesetzt“. Räumlich gesehen. Denn hier, wenige Autominuten von ihrem geliebten Henstedt-Ulzburg entfernt, wird sie in Zukunft ihr Domizil aufschlagen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Obwohl ich mich in dem großen Haus allmählich wirklich etwas einsam fühlte, fällt es mir doch schwer, das alles nach so vielen Jahren zu verlassen“, sagt Lore Fuchs fast einwenig entschuldigend. „Aber so eine Wohnung hat im Alter doch viele Vorteile.“

Allerdings täte ihr ein wenig Ruhe nach dem Umzug wirklich gut, denn wenn sie auf ihr bisheriges Leben zurück blickt, hat man das Gefühl, dass ein Mensch allein diese vielen Ämter gar nicht bewältigen kann. Als Grund- und Hauptschullehrerin wurde sie 2006 pensioniert, war 24 Jahre (von 1974 – 1998) Gemeindevertreterin („Endlich eine Frau!“ Sie war die erste weibliche Gemeindevertreterin!) und wurde 1993 zur zweiten stellvertretenden Bürgermeisterin. „Dann habe ich die Politik aufgegeben – allerdings ohne Blick zurück im Zorn.“ Als Kulturausschussvorsitzende befasste sich Lore Fuchs acht Jahre lang mt der Gründung der Partnerstädte Maurepas, Usedom, Wierzchowo und Waterlooville. „Das war eine sehr interessante Zeit“, erinnert sie sich lächelnd. Aber damit nicht genug!

24 Jahre arbeitete die aktive Frau auch im Kirchenvorstand und in der Kreissynode und ist im Vorstand des DRK tätig, was sie jetzt, nach 30 Jahren, allerdings aufgibt. Im Vorstand der Volkshochschule bleibt sie den Kollegen jedoch noch erhalten.

Wie aber bekam sie bei all diesen Aufgaben noch ihr Familienleben mit Mann und zwei Kindern auf die Reihe? „Nun, mein Mann war seit 1959 Journalist beim NDR und viel unterwegs. Aber wir hatten trotzdem ein sehr lebhaftes und erfülltes Privatleben, sind gern gereist. Als die Kinder klein waren, ging es immer zu Omi in den Harz. Später war es Venedig, Paris, London – eigentlich alle europäischen Großstädte. Die letzten zehn Jahre vor seinem Tod im Jahr 2000 arbeitete mein Mann in der Programmdirektion des NDR. Wenn heute Not am Mann ist, vertritt Lore Fuchs auch noch Kollegen in der „Lütte School“. „Erst kürzlich waren es wieder drei Wochen“, freut sich die Lehrerin aus Leidenschaft, die sie immer war – trotz all ihrer anderen verantwortungsvollen Ämter.

Ihre Arbeit für die Partnerstadt Maurepas, 30 Kilometer von Paris entfernt, brachte Lore Fuchs vor Ort aber nicht nur Pflichten. Ganz im Gegenteil! Hier lernte sie vor einigen Jahren Jacques Caré kennen – und lieben. Der Franzose war sofort von ihrer herzlichen Art und ihrem erfrischenden Temperament bezaubert, sie von seinem Charme und seinem Savoir Vivre. Jedes Jahr, Anfang Dezember, treffen sie sich zum „Bal de Nicolas“ in Maurepas, bei dem sie sich auch kennen gelernt hatten. Und normalerweise verbringen sie Anfang des Jahres immer einige Wochen auf den Canaren. Aber wegen ihres Umzugs nach Kaltenkirchen passte es in diesem Jahr nicht. Leben sie denn immer noch getrennt, jeder in seinem Land? „Aber ja! Das hält die Liebe jung und lässt keinen Alltag aufkommen“, sagt Lore Fuchs lachend. „Wir besuchen uns ja alle fünf Wochen wechselseitig und bleiben dann zwei Wochen zusammen. Außerdem verreisen wir sehr gern. In unserem Alter braucht man auch weiterhin seine angestammte Umgebung, einen Rückzugsort. Umso schöner ist dann das Wiedersehen.“

Allerdings musste auch Lore Fuchs einen schweren Schicksalsschlag verkraften: Im Februar vergangenen Jahres verstarb ihr Sohn an einer schweren Krankheit – einen Tag vor seinem Geburtstag. Ein hochbegabter Mann, der in Henstedt-Ulzburg auch durch seine Band „Intersection“ bekannt wurde. Sein Part war Keyboard und Gesang, mit dem er auch jedes Jahr bei KuKuHU auftrat. In diesem Jahr wird ihm seine Band in Gedenken an ihn das KuKuHU-Konzert widmen.

Gabriele David

22.3.2014