Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Letzte Rhener Bank macht dicht – Rathausrat an Rentner: Bei Rewe kann man Geld abheben

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Filiale der VR-Bank auf dem Rhen

Tschüssikowski auf dem Rhen. Die Raiffeisenbank macht ihre Filiale in dem Ortsteil dicht und will nicht mal einen Geldautomaten stehenlassen. „Es ist für uns schon seit längerem nicht betriebswirtschaftlich vertretbar, den Standort auf dem Rhen zu betreiben. Wir haben uns deshalb nach gründlichem Abwägen entscheiden müssen, die Filiale der VR-Bank auf dem Rhen am 1. Januar 2022 komplett zu schließen“, heißt es in einem Brief an die Kunden der Bank.

Ziemlich unglücklich: Erst vor vier Jahren hatte die Raiffeisen die Rhener Bürger großspurig zum Bankwechsel aufgefordert. Damals hatte die benachbarte Sparkasse ihre Rhener Filiale geschlossen. Rentner Christian Stempel (87) erinnert sich: „Damals standen die Mitarbeiter der Raiffeisenbank über mehrere Wochen hindurch in kleinen Werbeständen auf dem Wochenmarkt und haben laut getönt ‚wir bleiben‘ – das hat nicht lange vorgehalten.“

Die Bank begründet die Schließung gegenüber den HU-Nachrichten insbesondere mit dem Trend zum Online-Banking. VR-Sprecherin Jasmin van Gysel: „Die Kunden machen ihre Bankgeschäfte online und besuchen die Filiale einfach zu wenig, sonst würde die Geschäftsstelle auch noch länger erhalten bleiben können.“

Dass immer mehr Menschen Online-Banking machen ist kein Geheimnis, das Problem ist nur, dass insbesondere viele Senioren ihre Bankgeschäfte noch traditionell abwickeln. Rentner Stempel: „Ich kann verstehen, dass die Bankleute Gründe haben, nur das hilft unseren vielen alten Leuten hier auf dem Rhen nicht.“

Nochmal nachgehakt bei der VR-Bank: Warum können denn nicht wenigstens die Selbstbedienungsgeräte bleiben? In Ulzburg-Süd neben dem griechischen Restaurant klappt das doch auch, da gibt’s n Geldautomat und einen Kontoauszugsdrucker. Die Antwort der Sprecherin ist wenig erhellend. Jasmin van Gysel: „Es sind betriebswirtschaftliche Erwägungen, die da eine Rolle spielen, das wurde ausgewertet.“

Damit werden nun also für alle auf dem Rhen, die kein Online-Banking machen wollen oder können, die Wege weiter. Immerhin: der von vielen belächelte Zasterlaster der Sparkasse rollt noch. Jeden Donnerstag rumpelt das Gefährt auf den Rhener Marktplatz und liefert Bares. Und auch das Rathaus hat noch einen guten Rat, wie sich Senioren Moneten beschaffen können. Rentner Stempel hat nämlich die Bürgermeisterin angeschrieben und auf die Probleme der älteren Bevölkerung wegen der Filialschließung hingewiesen. Der 87-Jährige: Die Bürgermeisterin habe ich während ihres Wahlkampfes kennengelernt, die hat mir aber nicht persönlich geantwortet, sondern die hat das delegiert an einen Mitarbeiter.“ Und hat der n guten Tipp? Stempel: „Naja, er verweist auf den örtlichen Supermarkt. Bei Rewe könne man sich beim Einkaufen mit der Karte bis zu 200 Euro auszahlen lassen.“

Noch mehr Cash gibts allerdings bei der Shell-Tankstelle auf dem Rhen. An der Tanke können bis zu 1.000 Euro abgehoben werden. Für Kunden der Cash-Group (Commerzbank, Deutsche Bank, Postbank, HypoVereinsbank) ist das kostenlos.

cm

20. Oktober 2021