Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Klima-Problem an der Lütte-School ungelöst – Verantwortliche Firma zahlt Luftbefeuchtung nicht, darf jetzt aber trotzdem Erweiterungstrakt bauen!

Nasenbluten, Kopfschmerzen, Haut platzt auf: Es klingt immer noch ziemlich gruselig, was Bauamtsleiter Jörn Mohr den Kommunalpolitikern Ende November 2013 über die Lernbedingungen in der Grundschule Lütte School mitteilte. Doch eine durchgreifende Lösung, mehr Luftfeuchtigkeit in das Gebäude zu bekommen, gibt es immer noch nicht. Mohr am heutigen Donnerstag zu den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Bisher sind wir uns mit dem Betreiber noch nicht einig geworden.“ Zunächst einmal sei der Schule deshalb vorgeschlagen worden, Pflanzen einzubringen um die Luftfeuchtigkeit zu verbessern.

Der politische November-Beschluss, Luftbefeuchtungsgeräte aufzustellen, sei hingegen nicht so einfach umsetzbar, so Mohr. Das liege weniger an den Anschaffungskosten der Apparate – 5600 Euro hat die Politik dafür in den Nachtragshaushalt 2013 eingestellt –, sondern an den Unterhaltungskosten. Mohr: „Die Luftbefeuchtungsgeräte müssen natürlich auch gewartet und gepflegt werden, dafür hat der Betreiber uns ein Angebot unterbreitet, mit dem ich nicht einverstanden sein kann.“ Um welche Summen es sich konkret dreht, wollte Mohr den Henstedt-Ulzburger Nachrichten nicht verraten. Nur soviel: Die Wartungskosten betragen ein Vielfaches der Anschaffungskosten.

Um zu verstehen, warum die Gemeinde nicht einfach selber kurzfristig das Trockene-Luft-Problem löst, muss man wissen: Die Lütte-School wurde 2008 im Rahmen eines Public-Private-Partnership-Modells (PPP) in Passivbauweise erstellt. Mit der Baufirma Wiebe existiert ein Dienstleistungsvertrag über die nächsten 25 Jahre. Während dieser Zeit ist die Firma für die Instandhaltung des Schulgebäudes und für alle Reparaturen zuständig.

Nicht eindeutig im Service-Vertrag für das Passivhaus geregelt ist allerdings die Regulierung der Luftfeuchtigkeit. Mohr vertritt den Standpunkt, dass die Firma grundsätzlich für ordentliche klimatische Bedingungen zu sorgen hat, „weil der Betreiber die Schule in einem vernünftigen Zustand halten muss.“ Er strebe dennoch – ganz im Sinne des PPP-Modells – eine partnerschaftliche Lösung mit dem Betreiber an: „Die gibt es momentan noch nicht. Aber es gibt ja einen klaren politischen Beschluss, dass ich notfalls rechtlichen Rat einholen muss. Das werde ich dann machen, wenn wir zu keinem Ergebnis kommen.“

Ungeachtet möglicher  rechtlicher Auseinandersetzungen kann die Firma demnächst mit einem Folgeauftrag rechnen. Das Unternehmen ist auch als Bauherr für die Schulerweiterung vorgesehen. Wie passt das zusammen? Bauamtschef Mohr dazu: „ Aufgrund der vertraglichen Situation sind wir an die Firma Wiebe gebunden.“

Während Teile der Politik schäumen und zumindest verbal auf die Barrikaden gehen, steht Mohr voll und ganz hinter dem PPP-Modell: Für ihn sei der Bau der Lütten School „eins der erfolgreichsten Projekte, die die Gemeinde jemals gemacht hat.“ Sowohl wirtschaftlich – Mohr zufolge spart die Gemeinde  über die gesamte Laufzeit gesehen etwa zehn Prozent der sonst üblichen Bau- und Unterhaltungskosten – als auch ganz praktisch: „Wir können uns bei Problemen immer an den Betreiber wenden, der hat dafür zu sorgen, dass die Schule funktioniert, wir sind freigestellt von unseren Aufgaben.“

Es gebe halt jetzt nur Schwierigkeiten, weil die Frage der Luftfeuchtigkeit nicht eindeutig im Vertrag geregelt sei, so Mohr. Kleinigkeiten gebe es aber immer zu regeln.

Mit dem angedachten Erweiterungsbau der Grundschule sollen Horträume für die Nachmittagsbetreuung entstehen. 560.000 Euro sind dafür bisher im Haushalt 2014 angesetzt. Anders als das Schulgebäude soll der Anbau allerdings nicht luftdicht verschlossen werden. Firma Wiebe soll den Kinderhort aus Kostengründen diesmal ganz konventionell bauen.

Christian Meeder

30. Januar 2014

2. Dezember 2013: Horror-Klima in der Lütten-School in Ulzburg-Süd: Nasenbluten, Kopfschmerzen, Haut platzt auf! BFB-Iversen: Wir sind über den Tisch gezogen worden