Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Eberhard erwischt Verwaltungsmann Röver bei Milchmädchenrechnung

Gut bestückt – Klaus-Peter Eberhard mit gleich zwei Smartphones vor sich

Das war ganz schön smart vergangene Woche im Rathaus. FDP-Fraktionschef Klaus-Peter Eberhard ertappte die Verwaltung beim Verbreiten einer schöngerechneten Energiepreis-Prognose, verhinderte so das Raushauen von knapp 100.000 Euro Steuergeld.

Die Aufgabe war eigentlich gar nicht so schwer: eine von der Verwaltung vorgeschlagene Energie-Einsparmaßnahme in der Feuerwache rentiere sich erst nach einem halben Jahrhundert, das Bauamt solle sich doch mal durch den Kopf gehen lassen, ob es nicht auch noch preisgünstigere Alternativen gibt! So hatte sich sinngemäß die gemeindliche Rechnungsprüferin Andrea Roth zu Wort gemeldet, nachdem die Verwaltung im Sommer Kosten von 98.500 für neue Fenster und etwas Dämmung eines Gebäudeteils der Feuerwache aufgerufen hatte.

Im September legte dann nicht die Verwaltung, sondern ein ehrenamtlicher Politiker eine Alternative vor. CDU-Gemeinderat Jens Müller hatte sich schlau gemacht, erklärte, dass sich die Ziele der Maßnahme – mehr muggelige Wärme in der Wache, und gleichzeitig geringere Energiekosten –  auch für deutlich weniger Steuereuros hinbekommen lassen.

Die von Bürgermeister Bauer geführte Verwaltung machte zu dem Zeitpunkt zweierlei. Sie gab zum einen der Rechnungsprüferin Andrea Roth Recht, die eine Amortisationsdauer von 54 Jahren errechnet halte, erklärte etwa: „Die Kosten für die Maßnahme werden sich aufgrund der zu erwartenden Energieeinsparung jedoch nicht in einem Zeitraum mit der üblichen Nutzungsdauer der Elemente (30 Jahre) amortisieren.“ Und sie willigte ein, die Müllerschen Einspar-Pläne einmal studieren zu wollen.

Vergangene Woche legte Verwaltungsmann Eckhard Röver im Ratsaal dann  eine ‚Wirtschaftlichkeitsvergleichsrechnung‘  der Müllerschen Günstig-Lösung mit 25.900 Gesamtkosten und dem Verwaltungsvorschlag mit nun 94.900 Euro Gesamtkosten vor.

Und präsentierte den Freizeitpolitikern eine Überraschung: Die Müllersche Variante rentiere sich zwar schneller (nach 12 Jahren), aber der eigene Vorschlag sei trotzdem besser. Denn nur sechs Jahre später seien auch die knapp 95.000 Euro wieder drin, und weil pro Jahr deutlich mehr Energie gespart werde, sei die Teuervariante hinten raus sogar wirtschaftlich vorteilhafter.

Doch hatte  Wirtschaftsprüferin Roth nicht eine Amortisationszeit von rund 50 Jahren ermittelt,  und jetzt sinkt diese wie von Geisterhand auf 18 Jahre?  Wie hat Röver diese Megareduzierung nur hinbekommen?

Rövers tollkühne Idee: Einfach mal prognostizieren, dass sich die Energiepreise in 20 Jahren versechsfacht haben werden:  Röver erklärte bei der Präsentation seiner Ergebnisse beiläufig, dass er angenommen habe, dass die Energieversorgung jedes Jahr um 10 Prozent teurer werde.

Zunächst beachtete niemand die 10-Prozent-Aussage und die Ausschussmitglieder schienen eher dem teuren Verwaltungsvorschlag folgen zu wollen, als der Müllerschen Günstig-Variante. Bis Bewegung in einen Mann kam, der zu spät zur Sitzung erschienen war und dann, so der Eindruck der HU-Nachrichten, ununterbrochen mit seinem Smartphone beschäftigt war – dem FDP-Fraktionsvorsitzenden. Doch nun schaute Klaus-Peter Eberhard auf einmal von seinem Handy auf, und sagte zu Röver: „Die Wirklichkeit holt sie ein.“ Eberhard hatte sich den Energiekostenindex des Statistischen Bundesamts ergoogelt, sah dort, dass Energiepreise mal gestiegen und mal gefallen und im Laufe der Zeit tatsächlich nach oben geklettert sind – aber langfristig alles andere als 10 Prozent jährlich. Eberhard sagte nun: „Wir sollten nicht hoffen, dass die Energiekosten so stark stark steigen, damit sich die Maßnahme rechnet. Deshalb sollten wir Müller folgen und das Geld im Sack behalten.“

Eberhard, der selbst nur beratendes Mitglied im Ausschuss ist, überzeugte mit seinem Statement die WHU – und verschaffte so dem CDU-Vorschlag eine Mehrheit. Christdemokraten und Wählervereinigung lehnten die  95.000-Euro teure Verwaltungsforderung  gemeinsam ab, stattdessen werden jetzt nach der Müllerschen Vorgabe nur 26.000 Euro ausgegeben.

Christian Meeder

11. Dezember 2017