Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Kandidaten-Vierkampf ums Bürgermeisteramt – Erste Wahl-Prognose schon da

Das Bild zeigt die Bewerber beim ersten Aufeinandertreffen auf dem Rhen. Am Donnerstag folgt das zweite in der Grundschule Ulzburg-Süd (19.30 Uhr)

Valentin Deck, Holger Diehr, Sascha Klupp oder Ulrike Schmidt – wer holt sich den 8.000 Euro-Job im Rathaus? Noch am Abend des ersten Aufeinandertreffens des Kandidaten-Quartetts in der Rhener Gemeinschaftsschule gab es die erste Prognose. Von FDP-Fraktionschef Klaus Peter Eberhard. Er ist sich sicher: Diehr schnappt sich den Posten. Und zwar nicht irgendwie, sondern mit ordentlich Bums. „Es wird keine Stichwahl geben“, sagt Eberhard, die Entscheidung falle bereits im ersten Wahlgang. Sein Szenario für den Wahlabend: Die beiden Einzelbewerber Deck und Klupp spielen keine Rolle, bekommen jeweils weniger als 10 Prozent. Ulrike Schmidt traut der Liberale etwa 30 Prozent zu, Diehr bekommt in seiner Vorhersage über 50 Prozent und damit die absolute Mehrheit.

Ein Durchmarsch des CDU/FDP/BFB-Kandidaten gleich im ersten Wahlgang? Es wäre ein dickes Comeback für den 50-jährigen CDU-Mann, der erst im vergangenen Jahr als Fockbeker Bürgermeister abgewählt worden ist. Er unterlag – und das mit Karacho – einer von der SPD vorgeschlagenen parteilosen Gegenkandidatin. Die örtliche Lokalzeitung bezeichnete das Wahlergebnis als Erdrutschsieg – für seine Herausforderin. Diehr bekam als Amtsinhaber nur 38 Prozent, seine Gegenspielerin 62 Prozent der Stimmen.

Karin Hohnerlah, die WHU-Fraktionsvorsitzende, glaubt denn auch, dass ihr Politikkollege die Ausgangslage für seinen Kandidaten etwas zu euphorisch einschätzt. Sie zu den HU-Nachrichten: „Wenn der Eberhard sich mit der Prognose mal nicht täuscht, die Bürger sehen oft vieles anders als die Politiker.“ Sie rechnet fest mit einem zweiten Wahlgang – mit Holger Diehr und Ulrike Schmidt als Kontrahenten. Schmidt, zuletzt als Verwaltungsleiterin eines OSZE-Büros in Ex-Jugoslawien tätig, war bereits im Oktober von den örtlichen Sozialdemokraten nominiert worden, Diehr von seinen drei Unterstützer-Fraktionen erst Anfang Januar. Für Karin Hohnerlah ist das ein großer Vorteil für Schmidt. Die Kommunalpolitikerin: „Sie hat einen meilenweiten Vorsprung im Wahlkampf, hat schon 2.000 Hausbesuche gemacht.“ Hohnerlahs Beobachtung: „Sie kommt gut an, kann gut auf die Leute zugehen, das ist eine wertvolle Fähigkeit.“

Beim Blick auf die Anzahl der Diehr unterstützenden Fraktionen ist der Ex-Bürgermeister von Fockbek aber summarisch durchaus in einer Favoritenposition. CDU, BFB und FDP verfügen im Gemeindeparlament über 17 von 33 Sitzen – und würden alle derjenigen Bürger, die den drei Parteien bei der vergangenen Kommunalwahl ihre Stimme gegeben haben auch der Wahlempfehlung der drei Fraktionen folgen, konnte es tatsächlich knapp reichen für Diehr im ersten Wahlgang. Allerdings gibt es auch Stimmen, die die starke Parteienunterstützung nicht unbedingt als Vorteil sehen. „Ich bezweifle, dass das einen positiven Effekt hat, das könnte auch nach hinten losgehen“, meint etwa Uwe Köhlmann-Thater von den örtlichen Grünen.

Die Grünen hatten sich als einzige Gruppierung komplett aus dem Kandidatengerangel herausgehalten, wollen daran – Stand heute – auch festhalten. Er wolle keine Prognose über die Wahl abgeben, sagte Kurt Göttsch den HU-Nachrichten: Der Grünen-Fraktionschef: „Ich werde mich nicht dazu äußern, wer am Wahlabend die Nase vorn haben könnte. Unser Ansatz ist: Die Bürgermeisterwahl ist eine Bürgerentscheidung, wir wollen nicht durch Prognosen oder Empfehlungen irgendeine Bürgerentscheidung beeinflussen.“

Für alle die sich übrigens fragen: – erster Wahlgang, zweiter Wahlgang, wovon ist denn hier überhaupt die Rede? Hier kommt die Aufklärung: Die Bürgermeisterwahl ist am 1. März nur dann sofort entschieden, wenn einer der Bewerber mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält. Bei vier Kandidaten, die antreten, halten das aber auch die HU-Nachrichten für wenig wahrscheinlich. Wenn also kein Kandidat am Wahlsonntag mehr als 50 Prozent erhält, gibt es drei Wochen später, am Sonntag, dem 22. März, eine Stichwahl zwischen den beiden Spitzenreitern. Also den beiden Kandidaten, die am 1. März die meisten Stimmen auf sich vereinigen konnten. Wer wählen will, muss übrigens nicht bis zum März warten. Schon jetzt ist Briefwahl möglich.

Christian Meeder

2. Februar 2020