Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Kampf dem Chaos im Kopf! Wie vier Frauen sich selbst und anderen helfen wollen…

Vier Frauen aus Henstedt-Ulzburg haben das Chaos in ihrem Kopf ausgeblendet und eine neue Selbsthilfegruppe gegründet, die sich künftig regelmäßig im Servicehaus Norderstedt der Arbeiterwohlfahrt (AWO), In der Großen Heide 44, trifft. Und sie sind sicher, dass sie nicht alleine bleiben werden, denn schon zum ersten Treffen kamen zehn Interessierte. Der nächste Termin ist am Dienstag, 26. Juli, um 18 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht nötig. Angesprochen sind Frauen und Männer, die sich vielleicht in den Schilderungen der Initiatorinnen wiedererkennen. Und darum geht es:

Sie wollen Schuhe putzen, holen Creme und Bürste. Dabei fällt Ihnen ein, dass Ihre Treter eigentlich neue Schnürsenkel nötig hätten: Ja, schwarz-weiße Bänder wären nicht schlecht. Die Schuhe bleiben stehen – Schnürsenkel, nur nicht die Schnürsenkel vergessen… Und da Sie ohnehin noch einkaufen wollten, können Sie das ja auch sofort tun und dabei die Schnürsenkel mitbringen.

Schwarz-weiße Schnürsenkel gibt es nicht. Aber schwarz-weiß müssen sie schon sein. Also auf in den nächsten Supermarkt. Auch hier keine schwarz-weißen Schnürsenkel. Dafür endlich die schon so lange gesuchte Textilfarbe in zartlila für die altmodische weiße Bettwäsche, die immer so nach Krankenhaus aussieht. Dazu brauchen Sie dann nur noch zartlila Knöpfe. Die gibt es bestimmt gleich nebenan im Handarbeitsgeschäft…

Sie kommen nach Hause – ohne Schnürsenkel, ohne Knöpfe, weil die nicht vorrätig waren, dafür aber mit Textilfarbe. Der Vormittag ist fast draufgegangen mit der Sucherei. Sie sind schon halb k.o. Dennoch: Tatendurstig holen Sie die weiße Bettwäsche aus dem Schrank. In der Waschmaschine liegt noch die Buntwäsche von gestern abend, erstmal die aufhängen. Nur vier Blusen später klingelt es an der Tür: Die Nachbarin bittet Sie, kurz den Gartenabfallsack aufzuhalten, um Laub hineinzuschaufeln. Schon nach einer dreiviertel Stunde stehen vier prall gefüllte und ein halbvoller Sack hübsch aufgereiht fertig zum Abtransport. Ein halbleerer Sack? Da könnte doch rasch noch das Laub vom eigenen Weg mit hinein. Gesagt, getan. Und das Unkraut aus den Fugen? Das passt auch noch hinein.

Du meine Güte, schon halb fünf! Abendesssen? Da gibt`s wohl nur eine Tiefkühlpizza. Vor dem Weg zum nächsten Discounter noch rasch unter die Dusche und was Frisches anziehen. Wieso liegt eigentlich ein Berg Bettwäsche im Badezimmer auf dem Fußboden? Und noch dazu saubere? Die Schuhe stehen mitten in der Diele. Sollten die nicht geputzt werden?

Erkennen Sie sich wieder? Herrscht auch in Ihrem Kopf das Chaos? Können Sie keinen Plan ohne Umwege in die Tat umsetzen? Läuft auch Ihnen die Zeit davon, ohne dass Sie ein Vorhaben verwirklichen können? Haben auch Sie mehr Ideen im Kopf als Energie, sie umzusetzen?

Dann sind Sie vielleicht auch ein Messie! Es ist ein Gerücht, dass Messies nur im Dreck ihrer zugemüllten Behausungen anzutreffen sind. Messies sind ideereiche, kreative, meist sehr spontane, Menschen. Sie laufen zu Hochform auf, wenn es darum geht, für Freunde oder Familie Hilfe und Unterstützung zu leisten. Nur ihre eigenen Bedürfnisse verlieren sie dabei aus den Augen. Und je mehr sie sich bemühen, ihr Umfeld in Ordnung zu bringen, desto schlimmer verzetteln sie sich. Ihnen fehlt die Fähigkeit, Prioritäten zu setzen, Alltagsroutinen und ein realistisches Zeitmanagement zu entwickeln.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten möchten die vier Henstedt-Ulzburgerinnen, die ihre Defizite erkannt haben, an Lösungsstrategien für ihre Probleme arbeiten, sich Tipps holen und Erfahrungen austauschen. Interessierte können sich auch bei der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KIS) unter der Telefonnummer 04551/3005 näher über die Gruppe informieren. Sabine Ivert-Klinke von der KIS unterstützt die Gruppe in organisatorischen Fragen.

Jörg Schlömann