Bis morgen hat der Verein Tierschutz Westerwohld Zeit, das Tierheim am Kirchweg in Henstedt-Ulzburg zu räumen. Die fristlose Kündigung des Mietverhältnisses ist dem Vorstand zugestellt worden. Im Auftrag des Zweckverbands Fundtiere Segeberg-West, dem die Städte Norderstedt und Kaltenkirchen, die Gemeinden Henstedt-Ulzburg und Ellerau sowie die Ämter Kisdorf und Kaltenkirchen-Land angehören, betreibt der in die Kritik geratene Verein das Tierheim auf Henstedt-Ulzburger Grund und Boden.
Allerdings ist fraglich, ob der Tierschutzverein am morgigen Freitag das Heim auch wirklich räumt. „Wir akzeptieren die Kündigung nicht und werden das Heim nicht verlassen“, erklärte laut Segeberger Zeitung Timo Haupt, stellvertretender Vorsitzender im Tierschutz Westerwohld. Damit nicht genug: „Krause kann am Freitag ruhig mit seinen Schergen kommen. Wenn er das Grundstück betreten sollte, werden wir ihn unverzüglich des Grundstücks verweisen.“
Timo Haupt meint damit Kaltenkirchens Bürgermeister Hanno Krause, der Vorsteher des Zweckverbands Fundtiere und damit Hausherr im Tierheim und quasi Haupts Chef ist. Haupt und die Vereinsvorsitzende Sylvia Rückert sind nämlich beide Angestellte im Tierheim. Und sie stehen auch im Mittelpunkt der Kritik zahlreicher Mitglieder des Tierschutz Westerwohld. Im Verein geht es seit geraumer Zeit drunter und drüber, so dass sich der Zweckverband genötigt sah, dem Verein den Mietvertrag und die Sorge um die Fundtiere zu entziehen – fristlos. Die Henstedt-Ulzburger Nachrichten hatten darüber ausführlich berichtet.
Wenn der Tierschutz Westerwohld das Tierheim morgen – wie verlangt – räumt, können die dort untergebrachten Tiere auf dem Gelände bleiben. Bürgermeister Hanno Krause dazu: „Der Zweckverband wird für eine ordnungsgemäße Übergabe und Betreuung sorgen, bis ein neuer Betreiber gefunden ist.“ Der Zweckverbandsvorsteher stellte in diesem Zusammenhang auch fest, dass er die Trennung vom Tierschutz Westerwohld auf alle Fälle durchdrücken werde.
Wie und ob das schon morgen geschieht, war heute nicht zu erfahren. Joachim Gädigk, Leiter des Henstedt-Ulzburger Ordnungsamtes, in dessen Einzugsbereich das Tierheim ja liegt, meinte am späten Nachmittag zu den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Wir prüfen im Augenblick alle Möglichkeiten. Die Situation ist rechtlich sehr kompliziert.“ Die Polizei jedenfalls ist bisher nicht in „Alarmbereitschaft“ versetzt worden.
Allerdings war bereits zur jüngsten außerordentlichen Mitgliederversammlung im Henstedt-Ulzburger Bürgerhaus plötzlich die Polizei aufgetaucht, gerufen von angeblich ausgeschlossenen Vereinsmitgliedern, denen vom Vorstand der Zutritt verweigert worden war. Und dass der stellvertretende Vorsitzende Timo Haupt nicht zimperlich ist, kann man auch der Internetplattform Facebook entnehmen. Dort hat er Bürgermeister Hanno Krause persönlich scharf angegriffen. Haupt scheut offenbar auch gerichtliche Auseinandersetzungen nicht: Das Amtsgericht Meldorf erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Itzehoe gegen ihn einen Strafbefehl wegen Missbrauchs von Titeln. Er war in mehreren Publikationen mit den akademischen Graden Doktor und Professor aufgetaucht.
Jörg Schlömann
7. November 2013