Während die große Mehrheit der Henstedt-Ulzburger sich erst kürzlich dagegen ausgesprochen hat, dass der Ort Stadt wird und somit Dorf bleibt, will eine vierköpfige Minderheit der Gemeinde auf ihre Weise durchaus städtischen Charakter verleihen: Das weibliche Quartett hat an Henstedt-Ulzburgs Hauptverkehrsstraße ein Bordell eröffnet – nach Jahren der Abstinenz.
Ein Leser hatte die Henstedt-Ulzburger Nachrichten auf die doch eher urbane Gewerbeansiedlung an der Hamburger Straße aufmerksam gemacht. Wir gingen der Sache nach und fanden heraus: Vier junge Damen bieten seit neuestem ihre Liebesdienste im Ortsteil Ulzburg Süd an – ganz unauffällig über der Spielhalle an der Ecke Galgenweg. Was die jungen Frauen vorzuweisen haben, preisen sie per Internet auf einer einschlägigen Seite an.
Nun ist ja seit der Jahrtausendwende Prostitution in Deutschland nicht mehr sittenwidrig, aber so „mal eben“ kann man doch kein Bordell betreiben – nicht einmal in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, die sich ja sonst nach außen doch so gewerbefreundlich gibt. Eine Nachfrage beim Bauamt ergab, dass dort kein Antrag auf Änderung der Nutzung von Wohnraum in dem betreffenden Gebäude vorlag. Aber vielleicht wisse man ja im Ordnungsamt mehr.
Und siehe da: Im Ordnungsamt war man bereits auf die heimliche Gewerbeansiedlung des Liebesdienerinnen-Quartetts aufmerksam geworden. Behördenchef Gädigk zu den Henstedt-Ulzburger Nachrichten: „Wir haben bereits die Bauaufsicht beim Kreis Segeberg informiert, dass hier ein Antrag auf Änderung der Wohnraumnutzung unterblieben ist.“ Es steht also zu erwarten, dass die vier Damen demnächst unerwarteten und auch keineswegs zahlungsbereiten Besuch erhalten werden.
Bei dem neuen Etablissement handelt es sich nicht um das erste Bordell in Henstedt-Ulzburg. Das wurde vor Jahren ebenfalls an der Hamburger Straße betrieben – ausgerechnet schräg gegenüber der Kreuzkirche. Der damalige Pastor Andreas Rüß empörte sich seinerzeit lautstark gegen den Puff allgemein und in seiner unmittelbaren Nachbarschaft besonders. Die öffentliche Einrichtung bestand dann auch nur wenige Wochen. Der Verkehrswert des Gebäudes war wohl von den Betreibern zu hoch angesetzt worden.
Ebenfalls nur kurze Zeit hielten sich vor etlichen Jahren zwei Swinger-Clubs: der eine in Henstedt, der zweite im Gewerbegebiet Edisonstraße. Fazit: Für das älteste Gewerbe der Welt scheint Henstedt-Ulzburg nicht der richtige Standort zu sein; ist eben alles ein wenig dörflich hier…
Jörg Schlömann
10. Dezember 2013