Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Helikoptereltern – Oder warum so viele Schüler mit dem Auto zur Schule gefahren werden

Vorteil in der B-Note – Die Olzeborchschule verfügt über eine flexible „Kiss-and-Go-Zone“ für Helikoptereltern

In Henstedt-Ulzburg fährt man mit dem Auto. Zur Arbeit, zum Einkaufen, zum Arzt oder ins Rathaus. Gründe dafür, mit dem eigenen fahrbaren Untersatz die tägliche Blechlawine zu bereichern, gibt es genug. Sind schließlich die anvisierten Ziele sonst nur mit vergleichsweise viel Aufwand und auch nicht ganz stressfrei zu erreichen. Aber auch Schüler und deren Eltern sind tagtäglich vor so manche Herausforderung gestellt, um den Schulweg zu meistern. Besonders in der dunklen Jahreszeit zeigt sich immer wieder, wie wenig sicher viele Wege sind.

Um pünktlich zu Schulbeginn um 07:40 Uhr ihre Klassen zu erreichen, wälzt sich zuvor eine gigantische Schülerlawine durch Henstedt-Ulzburg. Knapp über 3.000 Schülerinnen und Schüler drängen dann mit Ranzen und Sporttaschen bepackt an die sechs Henstedt-Ulzburger Lehranstalten.

Das durch die Pennäler dabei genutzte Straßen- und Wegesystem der Großgemeinde stammt im Wesentlichen aus den 1960er und 1970er Jahren. Ausgerichtete auf die damaligen Bedürfnisse einer Gemeinde von gut 12.000 zählenden und einer wenig motorisierten Einwohnerschaft, für die zwar Pünktlichkeit schon genauso eine große Rolle spielte, wie heute. Obendrein wurde seinerzeit der Straßenverkehr deutlich weniger durch Hektik, Zeitdruck und auch Großfahrzeuge bestimmt.

Seit dieser Zeit ist die Bevölkerung Henstedt-Ulzburgs auf über 28.000 Einwohner angeschwollen. Diverse Faktoren, wie beispielsweise dezentrale Supermärkte auf der grünen Wiese, Lagerhaltung per LKW oder die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes spülten mehr und mehr Fahrzeuge auf die engen und wenigen Durchgangs- und Verbindungsstraßen Henstedt-Ulzburgs.

Mittlerweile werden die altertümlichen Straßen um ein Vielfaches mehr belastet, als ursprünglich angedacht. So ziehen dichte Fahrzeugkolonnen ohne nennenswerten Sicherheitsabstand an den Kindern vorbei, die sich auf zum Teil engsten kombinierten Rad- und Fußwegen auf ihrem Schulweg drängen. So manche knifflige Situation, besonders für die kleinsten Henstedt-Ulzburger, dürfte dabei nicht ausgeschlossen sein: brauchen diese schließlich nur mal zu stolpern – das mögliche Folgeszenario will sich dabei niemand wirklich vorstellen wollen. Auch ist das Ausweichen auf sicherere, direktere Schulwege nicht möglich, da analog zum Bevölkerungswachstum dafür in Henstedt-Ulzburg in der Vergangenheit nicht ausreichend Fläche vorgehalten oder akquiriert wurde.

Das Resultat daraus liegt nun auf der Hand: Viele Eltern erachten die Schulwege als nicht mehr sicher genug, und bringen daher ihre Kinder lieber mit dem Auto zur Schule. „Helikoptereltern“ werden diese spöttisch genannt und als Hauptverantwortliche für Staus auf Straßen und überfüllten Parkplätzen vor Schulen ausgemacht. Doch in Henstedt-Ulzburg hat sich bestimmt so manch einer schon einen eigenen Hubschrauber, statt des stauanfälligen Autos gewünscht.

Gernot Willsch

10. April 2018