Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Gnadenloser Naturschutz mit intelligenten Schafen an der Alsterquelle

Kein Pardon für Ameisen und Nadelbäume: Naturfachfrau Angelika Bretschneider

Kompromissloser Naturschutz auf dem Rhen: Wegen der geplanten Höherstufung des derzeitigen Landschaftsschutzgebietes Henstedter Moor zum Naturschutzgebiet soll zahlreichen dort jetzt vorkommenden Bäumen und Tieren der Garaus gemacht werden. Im Visier hat die zuständige Behörde insbesondere Nadelbäume. Angelika Bretschneider vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume gestern im Bürgerhaus: „Kiefern entziehen dem Moor das Wasser, sogar im Winter noch, sind schlimmer als Birken.” Kiefern und Birken will Bretschneider deswegen „entnehmen, oder sie fallen durch die Wiedervernässung einfach um”, so die Behördenfrau weiter.

Bretschneider führte am Donnerstag zusammen mit ihrer Kollegin Ines Winkelmann durch die zweistündige Infoveranstaltung zum angedachten Naturschutzgebiet. Beide planen, ein etwa 219 Hektar großes Areal durch das Aufstauen von Gräben zu fluten. Als ein Zuhörer erklärte, er wandere sehr gerne durch den Kiefernwald, dort sei auch die rote Waldameise heimisch, nannte Bretschneider Kiefern nicht standortgerecht sowie naturfern.

Tieren, die es eher ein bisschen trockener mögen wie die unter Naturschutz stehende Waldameise oder der erstmals in Schleswig-Holstein auf der „Vorwarnliste gefährdeter Arten“ stehende Igel, droht der Tod durch Ertrinken. Und auch für den Menschen wird es beengter. Durch das Anheben des Wasserpegels würden viele Wege und Trampelpfade nicht mehr begehbar sein, erklärte Bretschneider.

Zweck der Naturschutzbemühungen sind neben der Wiederherstellung eines einstmals großen Moorgebietes auch die Wiederanlegung von großen Heideflächen. Zuhörer sprachen verwundert von Kunstlandschaften, Bretschneider nannte Heideflächen einen „halbnatürlichen Lebensraumtyp”. Die notwendige Pflege der Heidelandschaft sollen intelligente Schafe übernehmen. Die Vierbeiner sollen sich tagsüber den Bauch vollschlagen, aber sich gleichzeitig den Gang zur Toilette verkneifen – um den Nährstoffeintrag im Schutzgebiet gering zu halten. Bretschneider: „Die Schafe werden zum Abkoten woanders hin geführt.”

Im vierstufigen laufenden Verfahren zur Ausweisung des Naturschutzgebietes ist momentan Phase zwei erreicht. Im nächsten Schritt soll der Verordnungsentwurf öffentlich ausgelegt werden, Bürger können dann Stellungnahmen abgeben. Erstaunlich wenig Interesse zeigt die Landesbehörde für die an das geplante Naturschutzgebiet angrenzende Müllkippe aus den 70-er Jahren. Die liege außerhalb des Schutzgebietes, zuständig dafür seien Kreis und Gemeinde, erklärte Bretschneider. In jedem Fall liege die Deponie aber deutlich höher als die Moorflächen, ein Wasseraustausch zwischen beiden Flächen gebe es nicht. Das Deponiewasser versickere einfach im mineralischen Boden, so die Naturschützerin weiter.

Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer meinte dazu, ihm sei nicht bekannt, was in der Deponie vergraben liege. Von der Kreisbehörde habe er die Information, dass Gefahren ausgeschlossen seien.

Christian Meeder
29. Januar 2016