Für Kopfschütteln hat am Montag im Umwelt- und Planungsausschuss ein Vorschlag des gemeindlichen Energiebeauftragten Uwe Husfeld gesorgt: Der Verwaltungsangestellte schlug vor, das Alstergymnasium für mehrere Millionen Euro wärmezudämmen. Im Gegenzug könnte die Gemeinde bis zu 80.000 Euro im Jahr sparen.
Husfeld päsentierte dazu zunächst ausführlich eine „Dämmvariante in kleinen Schritten“ für 2,6 Millionen Euro, um sie jedoch sofort wieder zu verwerfen, da sie nicht effektiv genug sei. Dann schlug er eine Komplett-Dämmung in einem Rutsch vor, die er von einem örtlichen Architekten vorstellen ließ. Kosten bei diesem Szenario für Dach und Fassadendämmung: über den Daumen sechs Millionen Euro – ohne neue Heizung und sonstige Technik. Husfelds Idee, um noch genauere Angaben liefern zu können: Ein Fachbüro mit einer detaillierten Gebäudeanalyse zu beauftragen, für schlappe 38.000 Euro.
Die Kommunalpolitiker, bei denen sich schon während Husfelds Vortrag Unruhe breit gemacht hatte, reagierten einigermaßen fassungslos auf die Investitionsidee. FDP-Vertreter Stephan Holowaty: Sie schlagen eine Investition von sechs bis acht Millionen vor, nach unserer Erfahrung sind wir dann sehr schnell bei zehn Millionen. Wir sollen also zehn Millionen ausgeben, um 80.000 Euro zu sparen?
Empörung auch bei WHU-Ausschussmitglied Uwe Köhlmann-Thater: „Wenn wir Amortisationszeiten von 150 Jahren haben, dann ist eine Wärmedämmung Schwachsinn.“ Er erinnerte zudem daran, dass in den vergangenen Jahren schon mehr als zwölf Millionen Euro in das Gebäude investiert worden seien.
Und Jens Müller (CDU) wunderte sich, warum Husfeld die Heizungsanlage vollständig außer acht gelassen habe. Wenn – dann gebe es dort Einsparpotential. Das, was Husfeld zu Papier gebracht habe, sei inakzeptabel, erklärte der CDU-Sprecher im Umwelt- und Planungsausschuss.
Noch darf Husfeld an seiner Dämmidee aber weiterwerkeln: Statt Geld für ein teures Gutachten auszugeben, verdonnerten die Politiker allerdings ihren hauptamtlichen Energieexperten dazu, selber zusätzliches Zahlenmaterial zu beschaffen. Das hatten der Ausschussvorsitzende Horst Ostwald (SPD) und Kurt Göttsch (WHU) verlangt.
Nicht los gelassen hat das Thema FDP-Politiker Stephan Holowaty. Der bekräftigte in einer Pressemitteilung noch einmal die Absurdität einer Energiesanierung des Gymnasiums. Eine „Amortisationszeit von 125 Jahren“ sei vollkommen unvertretbar und unwirtschaftlich. „Angesichts des bisherigen ständigen Sanierungsbedarfes und der hohen bisherigen Investitionen zeige dies, dass das Alstergymnasium als Bauruine und nicht als Sanierungsfall einzustufen sei“, heißt es weiter in der Mitteilung. Deswegen müsse ernsthaft über einen Neubau nachgedacht werden. Die im Haushalt für 2014 vorgesehenen 650.000 € für Brandschutzmassnahmen am Alstergymnasium müssten umgehend eingefroren werden. Holowaty: „Auch hier gilt: das ist gutes Geld, das dem schlechten nicht nachgeworfen werden darf. Vor allem dann nicht, wenn der nächste Schritt der Abriss des Gebäudes ist“. Der Liberale schätzt die Kosten für einen Neubau des Gymnasiums auf 20 Mio. Euro.
Christian Meeder
16. Januar 2014