Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Gemeinderat Müller tütet Mehrfamilienhaus in der Klein-Sabiner Straße ein

Henstedt-Ulzburg brauche eine handfeste Führung, ehrenamtlich lasse sich der zweitgrößte Ort im Kreis Segeberg auf Dauer nicht führen, schrieb Abendblatt-Redakteur Frank Knittermeier in seinem Kommentar zum von der stellvertretenden Bürgermeisterin entfachten Presseskandal.

Allerdings: ein „Ehrenamtler“ an der Spitze der Verwaltung wird der Gemeinde wohl noch eine Weile erhalten bleiben. Denn selbst wenn der derzeit wegen Korruptionsvorwürfen beurlaubte hauptamtliche Bürgermeister Thormählen mit sofortiger Wirkung von seinem Amt zurücktreten sollte, würden  aufgrund von regulatorischen Fristen mindestens noch sechs Monate bis zu einer Bürgermeister-Neuwahl ins Land gehen. Anders sieht es bei Knittermeiers Forderung nach einer handfesten Führung aus. Die ließe sich einfacher erfüllen. Das wurde auf der jüngsten Umwelt- und Planungsausschusssitzung deutlich.

Es ging um den Neubau eines Mehrfamilienhauses in der Klein-Sabiner Straße mit elf Wohneinheiten. Der Antrag dafür stand auch schon beim vorigen Mal auf der Tagesordnung und wurde wegen Befürchtungen, mit dem Parkraum könne es in der Sackgasse eng werden, abgelehnt.

Jetzt lag also dieser Antrag abermals auf den Tischen der Politiker, und laut Verwaltungsvorlage hatte sich am Inhalt der Anfrage nichts geändert. Deswegen gab es von Uwe Köhlmann-Thater von der WHU auch diesmal ein klares Nein zum Mehrfamilienhaus. Bis sich CDU-Gemeindevertreter Jens Müller zu Wort meldete: „Uwe, Deine Planungsunterlage ist nicht mehr aktuell.“

Und dann trug Müller die neue Planung vor: Die Antragstellerin habe mit ihm Kontakt aufgenommen und ihm persönlich zugesagt, es bei acht Wohneinheiten zu belassen und zudem 14 Stellplätze einrichten zu wollen. Damit seien etwaige Parkraumprobleme aus der Welt geschafft und das Bauvorhaben könne so genehmigt werden.

Wer jetzt geglaubt hätte, Müllers Agieren würde für Irritationen unter den Ausschussmitgliedern sorgen – schließlich war er besser als alle anderen inklusive der Verwaltung im Bilde über das Bauvorhaben – wurde eines besseren belehrt. Offenbar ist die Sehnsucht nach handfester Führung bei den ehrenamtlichen Politikern ebenfalls groß. Nach einem, bei dem die Fäden in der Gemeinde zusammenlaufen. Es schien so, als hätte Müller das seit dem Verschwinden von Verwaltungschef Torsten Thormählen entstandene Verwaltungsvakuum endlich aufgefüllt…

Nach Müllers Einlassungen jedenfalls flutschte der Bauantrag durch.

Christian Meeder

20. August 2012