Einsame Gegenwehr von Verena Grützbach. Die WHU-Gemeindevertreterin und zweite Bürgervorsteherin hat vergangene Woche im Ratssaal dem gemeindlichen Leitbild ihr Misstrauen ausgesprochen und sich gegen sämtliche Abgeordneten im Gemeindeparlament gestellt.
Im Ortsparlament stand eine Ergänzung der politischen Orientierungsbibel auf der Tagesordnung – die SPD forderte das gemeindliche Leitbild mit einem Absatz zur Integration von Migranten und zur Schaffung von bezahlbaren Wohnraum zu ergänzen.
Breite Zustimmung dafür im Ratssaal. Der Chef der größten Ratsfraktion Dietmar Kahle (CDU): „Wir sind inhaltlich voll an Bord.“
Das Leitbild der Gemeinde war 2006 einstimmig von der Gemeindevertretung beschlossen worden, diesmal fehlte eine Stimme. Verena Grützbach meldete sich zu Wort, sagte: „Ich habe mit dem Leitbild insgesamt ein Problem.“ Im Leitbild stehe, dass der dörfliche Charakter Henstedts und Götzbergs erhalten bleiben solle, so die WHU-Gemeinderätin. Grützbach weiter: „Im Umkehrschluss heißt das: der Rest kann mit Geschosswohnungen zugebaut werden, dem kann ich nicht zustimmen.“
Unverständnis über das Grützbach-Statement in der Rathausrotunde. SPD-Fraktionsvize Edda Lessing: „Da haben Sie was falsch verstanden, fragen Sie doch mal auf dem Rhen nach dem dörflichen Charakter.“
Fakt ist: Für die Ortsteile Rhen und Ulzburg planen die Ortspolitiker eine weitere Verstädterung. Für das Wagenhuber-Gelände an der Schleswig-Holstein-Straße wurde zu Beginn des Monats das Planverfahren für den Bau von mehrstöckigen Wohnhäusern auf den Weg gebracht, für das Rhener Wohngebiet zwischen den Straßen Rondeel, Wilstedter Straße, Norderstedter Straße und Im Forst, wird derzeit darüber nachgedacht die Baumschutzsatzung für alte Bäume teilweise außer Kraft zu setzen, um neue Bauflächen zu gewinnen.
Und in Ulzburg ist ein Totalabriss der Beckersbergringsiedlung mit 100 Reihenhäusern angedacht, in den Straßen Kronskamp, Kirchweg oder Lindenstraße kann dazu jeder sehen, wie Einfamilienhäuser nach und nach durch Geschosswohnungen ersetzt werden.
Die Passage mit dem dörlichen Charakter in Henstedt – sie wurde auch heute Abend in der Sitzung des Sportausschusses zitiert. Thema war dort der mögliche Bau der Mega-Sportanlage mit Handballhalle und Fußballstadion hinter Hohenbergen. Wie das Projekt mit dem gemeindlichen Leitbild in Einklang zu bringen sei, wollte ein Einwohner wissen. Die Antwort des Bürgermeisters: Es könne zu einer Kollission mit dem Leitbild kommen.
Und was steht alles sonst noch drin im Wegweiser fürs gemeindliche Handeln? Das aktualisierte Leitbild gibt es hier: http://www.henstedt-ulzburg.de/leitbild-der-gemeinde.html
cm
22. September 2015