Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Gemeinde erwartet noch mehr Verkehr für die Kisdorfer Straße – und will dort laschere Lärmschutzvorschriften

An der Ecke Kisdorfer Straße/Bürgermeister Steenbock-Straße soll neuer Wohnraum entstehen, Archivbild

Ganz schön abgebrüht. Für einen neuen Nachverdichtungsbebauungsplan an der Ecke Kisdorfer Straße/Bürgermeister-Steenbock-Str. sind weniger harte Lärmschutzbestimmungen im Vergleich zu sonstigen Wohngebieten vorgesehen. Das musste am Montag Ortsplaner Volker Duda einräumen. Statt als Wohngebiet soll das Areal als Mischgebiet ausgewiesen werden. Duda zu Kurt Göttsch (Grüne), der deswegen vor vermindertem Lärmschutz gewarnt hatte:  „Ich gebe Ihnen recht, die Pegelbereiche sind unterschiedlich.“

Was Duda mit unterschiedlichen Pegelbereichen meint, zeigt ein Blick in die Lärmfibel: Bei Mischgebieten liegt der Lärmgrenzwert tagsüber bei 60 Dezibel, nachts bei 45 Dezibel, bei sogenannten ‚allgemeinen‘ Wohngebieten sind es jeweils 5 Dezibel weniger, bei ‚reinen‘ Wohngebieten muss es noch einmal fünf Dezibel weniger laut sein. Solche Grenzwerte können an viel befahrenen Straßen oftmals nur mit Lärmschutzwänden eingehalten werden.

Die zukünftigen Bewohner an der Ecke sollen aber auf dem Papier nicht in einem Wohngebiet, sondern in einem Mischgebiet wohnen, konkret soll an der Kreuzung nach Verwaltungsangaben ein Wohnhaus mit 9 bis 10 Wohnungen gebaut werden. Von Gewerbe, wie in einem Mischgebiet üblich, dagegen keine Spur. Karin Honerlah (WHU) schüttelt über den Ortsplaner den Kopf: „Wenn ich dort nur Wohnbebauung habe, dann mach ich dort allgemeines Wohngebiet. Ein Mischgebiet ist reiner Etikettenschwindel, um eine andere Dezibel-Zahl zu ermöglichen.“

Wer an der Kisdorfer Straße wohnt, weiß: Der Verkehrslärm ist jetzt schon unangenehm, die Gemeinde erwartet aber, dass der Verkehr und damit der Lärm noch weiter steigt, weswegen im B-Plan vorsorglich ein Kreisverkehr eingeplant ist, den man vielleicht in 15 Jahren braucht, um den Verkehr dort am Laufen zu halten, wie BFB-Mann Jens Iversen am Montag betonte.

Mehr Lärm aber laschere Lärmschutzvorgaben – wer macht bei solchen Merkwürdigkeiten mit?

Mit weniger strengen Lärmschutzvorschriften hatten am Montag CDU, BFB und FDP keine Probleme, alle drei Parteien stimmten dem Bebauungsplan zu. CDU, BFB und FDP haben im Bauausschuss zusammen eine Stimme mehr als SPD, WHU und Neu-Grüne, die den Mischgebiets-Bebauungsplan ablehnten. Das Gemeindeparlament muss den Beschluss in der nächsten Sitzung im Mai noch bestätigen.

cm

4. April 2019