Zwei Wochen war die stellvertretende Bürgermeisterin im Urlaub. Für 14 Tage war es vergleichsweise ruhig in der Gemeinde. Aber kaum sind Elisabeth von Bressensdorf (CDU) und ihr Hund Piccolo wieder im Amt, sorgt sie für Gesprächsstoff: Im Interview mit der Segeberger Zeitung räumt sie ein, das Image der Gemeinde habe gelitten – wie es die Gleichstellungsbeauftragte vor der Gemeindevertretung beklagt hatte. Und die pfiffige Laienspiel-Bürgermeisterin kennt auch die Verantwortlichen für den Imageverlust: die Henstedt-Ulzburger Nachrichten.
„… hauptsächlich wegen der permanenten unberechtigten Verunglimpfung der Verwaltung und meiner Person auf einer Internetplattform, worüber dann auch in der Druckpresse berichtet wurde“, habe das Ansehen der Gemeinde gelitten, wird die stellvertretende Bürgermeisterin zitiert. Der Überbringer schlechter Nachrichten muss also nach Ansicht der selbstgefälligen Kommunalpolitikerin den Kopf hinhalten, nicht die Verursacher! Aber das war schon bei den Herrschern im Altertum so, wie man aus dem Geschichtsunterricht weiß.
So nicht, Frau von Bressensdorf! Wir berichten und kommentieren, was in der Gemeinde geschieht, wir sind nicht dafür verantwortlich. Wir sind kritische Beobachter des Geschehens in der Kommune, nicht dessen Protagonisten. Nicht wir tragen die Schuld daran, dass Henstedt-Ulzburg derzeit keinen hauptamtlichen Bürgermeister hat, dass Aufträge der Gemeinde offenbar an immer dieselben Planungsbüros vergeben wurden, dass die stellvertretende Bürgermeisterin ein fragwürdiges Verhältnis zur Presse- und Meinungsfreiheit hat, dass das neue Logo leider kein Unikat ist, dass Bäume gefällt wurden, die gar nicht hätten vernichtet werden dürfen oder dass es gravierende Probleme mit dem Bau des CCU gibt.
Aber Elisabeth von Bressensdorf nimmt gewisse Tatsachen anscheinend nicht zur Kenntnis: „… ich gehe davon aus, dass die Pläne der Projektentwickler umgesetzt werden. Der Kreis hat bereits die Baugenehmigung erteilt und Widersprüche von Bürgern dagegen abgelehnt“, sagt sie zum neuen Einkaufszentrum, obwohl sich viele Gemeindevertreter in nicht-öffentlicher Sitzung jüngst mehr als verärgert über das Gebaren der CCU GmbH zeigten. Die Hintergründe hatten die Henstedt-Ulzburger Nachrichten veröffentlicht.
Wie der Segeberger Zeitung zu entnehmen ist, weigert sich die stellvertretende Bürgermeisterin sogar, zur Kenntnis zu nehmen, dass Hunde im Rathaus nichts zu suchen haben, wie ein Schild am Eingang klipp und klar verkündet. Wenn`s nicht so traurig wäre, müsste man über die folgende Interview-Passage laut lachen: Ob ihr Terrier Piccolo, den sie häufig mit ins Büro bringt, denn Sonderrechte genieße, wurde sie gefragt. Die Antwort: „Das hat nichts mit Sonderrechten zu tun. Das Schild am Eingang dient dem Schutz der Mitarbeiter vor fremden Hunden. Selbstverständlich aber kann die Leitung einer Firma oder Behörde Entscheidungen treffen bezüglich eines Bürohundes. Dennoch habe ich das natürlich mit meinen Mitarbeitern besprochen… Heute gibt es in Firmen aller Branchen Bürohunde, denn die Vierbeiner helfen, Stress abzubauen. Wenn wir morgens das Rathaus betreten, begrüßt Piccolo schwanzwedelnd erst mal jeden Mitarbeiter, der seine Tür offen hat. Das schafft immer gute Stimmung, und so kommen wir auch mal ohne Akten ins Gespräch. Piccolo hat sich als guter Bürohund bewährt.“
Nachdem also das Rathaus auf den Hund gekommen ist, muss uns ja um die Zukunft der Gemeinde nicht mehr bange sein. Piccolo, der bewährte Bürohund, wird`s schon richten…
Jörg Schlömann
25. November 2012