Schöner hätte man diesen melancholischen Novembersonntag gar nicht gestalten können als mit dem Duo KaMaSol, zu dessen Gastspiel die Galeristin Angelika Dubber vom Sarafand eingeladen hatte. Und damit ganz offenbar wieder genau den Geschmack ihres Publikums getroffen hatte, denn diesmal waren sämtliche Räumlichkeiten der Galerie voll besetzt.
Erwartet wurden die leidenschaftlich-schwermütigen Klänge aus Lateinamerika, vor allem aus Argentinien, Chile und Brasilien. Und so mancher erinnerte sich beim Zuhören an die große Joan Baez, die das Lied „Gracia a la Vida“ einst in die Welt hinaus getragen hatte. Hier bildete es den Titel des musikalischen Repertoires. Es ist vor allem die Musik der 60-er, 70-er Jahre, eine neue Musikströmung, die politische Lieder für Freiheit und Menschenrechte hervorbringt. Sie haben bis heute nicht an Bedeutung verloren. Und es sind die inbrünstigen Liebeslieder, die die tiefen Gefühle von Liebenden besingen.
Dass sich hinter dem Studionamen KaMaSol die Anfänge beider Vornamen von Katja Muckenschnabl (Gesang, Percussion und Mundtrompete) und Maximilian Meeder (Gitarre und Gesang) verbergen, lässt sich erst auf den zweiten Blick erkennen. Sie hatten sich 2008 in Ecuador bei „Musiker ohne Grenzen“ kennengelernt und danach beschlossen, gemeinsam als Musiker aufzutreten. Während „Max“ am Konservatorium Gitarre studiert und auch unterrichtet, studiert sie Gesang mit Sonderschulpädagogik. Ihre Spezialität: die Mundtrompete, deren Töne sie durch die zusammengepressten Lippen bläst. Dass sie ausschließlich in reinstem Spanisch und Portugiesisch singt, stört das Verständnis nicht. Die Intensität, die sie mit ihrem ganzen Körper betont, könnte den Inhalt ihrer Lieder nicht besser übersetzen. Wunderbar auch, wenn sich das weiche Timbre von Maximilians Bariton mit ihrem Mezzosopran zum Duett vereint, wenn das Lied an sanftem Volumen gewinnt und eins wird mit der Gitarrenbegleitung.
Während sie singt, lächelt ihre Stimme ebenso wie ihr Mund. Und wenn sie die Stimme erhebt, strahlen ihre Augen, als sähe sie die üppige Landschaft Argentiniens oder die weiten Palmenstrände Brasiliens vor sich. Einige wenige von ihr vorgetragenen Gedichte vertiefen diesen Eindruck noch und machen neugierig auf das Land und die Menschen. Und auf die Musik, die noch handgemacht ist, ohne Verstärker auskommt und sich selbst genügt. Das wussten auch die Zuhörer zu schätzen und bedachten das Paar, das eigentlich gar keins ist, mit begeistertem, lang anhaltendem Applaus, der mit der letzten Zugabe, einem Schlaflied, endete. Eine CD der beiden Künstler ist in Arbeit. Wer mehr über das Duo wissen möchte, findet es im Internet unter www.facebook.com/kamasolmusik. Gleichzeitig war es auch die letzte Veranstaltung aus dem künstlerischen Programm der Galerie Sarafand in diesem Jahr. Aber schon für Anfang nächsten Jahres verspricht Galeristin Angelika Dubber neue Highlights, darunter Filme über Musik und Atelierbesuche bei den Künstlern vor Ort.
Gabriele David
13. November 2012