Es stimmte alles: das Wetter, das Publikum und der Ort des Geschehens, den die Romanutorin Charlotte Richter-Peill für ihre Lesung aus ihrem Buch „Die Köchin“ ausgewählt hatte. Wie schon so oft war es die Galerie Sarafand, in der sie, bekannt für ihre spannenden bis unheimlichen Geschichten, vorlas. Mit der Galeristin Angelika Dubber waren sie auf die Idee gekommen, die Lesung mit einem kulinarischen Büfett zu krönen – nach den Rezepten der Köchin, die in dem Roman dank ihres Talents in einer wohlhabenden Familie kochen darf – die Erfolgsgeschichte einer jungen Frau, deren Talent ihren Arbeitgeber anfangs fasziniert. Bis der Genuss Folgen hat und alles ins Gegenteil umschlägt, als die dunkle Seite der Familie geweckt wird.
Und weil an diesem Sonntag alle Sinne angesprochen werden sollten, wurde das Ganze von der Flötistin Susanne Geiger begleitet, die in vielen Orchestern in ganz Europa spielt. Wie zum Beispiel im Hamburger und Dresdener Barock-Orchester, und sie ist Dozentin an der Berliner Kunsthochschule.
Derart hochkarätig besetzt konnte die Autorenlesung nur ein voller Erfolg werden, zumal die Zuhörer nicht nur das Büfett erwartete, sondern zwischendurch auch ein Kaffeepause mit allerfeinstem Gebäck und Kuchen.
Und wie das so ist bei Lesungen, möchte der Zuhörer auch zu gern wissen, wie es weitergeht mit dem Absturz der Köchin in die dunklen Gefilde des Lebens Aber das wurde natürlich nicht verraten. Zumal dieser Roman als einer ihrer ersten Erfolge weitgehend vergriffen ist. Aber da Charlotte Richter-Peill eine unermüdliche Schriftstellerin ist, mehrfach ausgezeichnet, u.a. dreimal mit dem Hamburger Förderpreis für Literatur, hat sie danach natürlich noch weitere Romane veröffentlicht. Ihr bisher letztes Werk ist die Trilogie „Das Orakel von Farland“, die in Literaturkreisen bereits große Anerkennung fand. Und schon hat wieder eine neue Figur Gestalt angenommen, der die Autorin Leben verleiht, natürlich zur großen Freude ihrer Leserschaft. Bekannt für die Feinzeichnung ihrer Charaktere, um die sich fast immer mysteriöse Geheimnisse ranken, zeichnet sie ein so deutliches Bild ihrer „Darsteller“, dass der Leser ihre Geschichten wie in einem Film erlebt.
Als sich nach viel Applaus die Zuhörer im sonnendurchfluteten Garten versammelt hatten, staunten sie über die vielseitigen Speisen, die Frau Richter-Peill zum Teil selbst zubereitet hatte. Wie die geheimnisumwobene Hühnersuppe mit Curry, gefüllten Blätterteig-Häppchen und viele andere Gaumenkitzel. Dazu gut gekühlter Weißwein – die Stimmung hätte nicht besser sein können. Es war, als wäre “Die Köchin“ hier höchstpersönlich im Einsatz gewesen.
Gabriele David
25. Mai 2017