Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Ein Appell an Henstedt-Ulzburgs Ex-Bürgermeister: Volker Dornquast, erweisen Sie der Gemeinde noch einen Dienst!

Donnernder Applaus bei der jüngsten Einwohnerversammlung für den zwangsbeurlaubten Bürgermeister Torsten Thormählen! Geht’s noch? Da spricht die gesamte Gemeindevertretung – gerade erst von den Bürgern gewählt – dem suspendierten Verwaltungschef das Misstrauen aus, wie es auch die vorherige Gemeindevertretung schon getan hatte, und die Einwohner applaudieren Thormählen, fallen ihren Kommunalpolitikern geradezu in den Rücken, ignorieren offenkundig Tatsachen, die gegen Thormählen als Bürgermeister von Henstedt-Ulzburg sprechen:

# Die Kieler Staatsanwaltschaft hält ihn für einen Betrüger, beantragt gegen ihn eine Gefängnisstrafe von zehn Monaten auf Bewährung.

# Ein Norderstedter Amtsrichter ist von Thormählens Schuld ebenfalls überzeugt, folgt dem Antrag der Staatsanwälte und verhängt zusätzlich eine Geldstrafe von 10.000 Euro für den Fall, dass Thormählen diesen Spruch annimmt. Der allerdings legt Widerspruch ein. Jetzt folgt ein öffentlicher Prozess gegen den Noch-Bürgermeister.

# Thormählen selbst räumt ein, als Verwaltungsleiter in Henstedt-Ulzburg eine Nebentätigkeit ausgeübt und seinem Arbeitgeber nicht angezeigt zu haben. Und er fordert die Bürgerinnen und Bürger dieser Gemeinde auf, ihn von seinem Amt abzuwählen, da er angesichts der Haltung der Gemeindevertretung wohl keine Chance mehr sieht, an seinen Schreibtisch im Henstedt-Ulzburger Rathaus zurückzukehren.

Und doch – oder gerade deswegen – gibt es bei der Einwohnerversammlung für Thormählen, der sich als unschuldig darstellt, tosenden Beifall. Er ist unbestritten beliebt bei vielen Bürgern der Gemeinde. Er sei eben der „Bürgermeister der Herzen“, formuliert eine Leserin in den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Was er getan habe, sei doch gar nicht so schlimm, hört man aus Gesprächen im Dorf. Manche Bürger tun die Fakten einfach als Gerücht ab. „Der ist doch gar nicht verurteilt“, lautet ein Pro-Thormählen-Argument. Und am häufigsten ist die These zu hören, die Unschuldsvermutung habe nach wie vor auch für Torsten Thormählen zu gelten.

Diese Ansicht wird übrigens auch von der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth von Bressensdorf (CDU) immer wieder vehement vertreten. Als Volljuristin muss sie das wohl auch sagen. Aber als Gemeindevertreterin, die sie ja schließlich auch noch ist? Sie hat doch auch die gemeinsame Erklärung der Politiker unterschrieben, die in dem Appell an die Einwohner gipfelt, „im Interesse und zum Wohle der Gemeinde durch Abwahl des Bürgermeisters den Weg freizumachen für eine Wiederbesetzung der Stelle“. Was motiviert die CDU-Frau nun wirklich: realpolitische Argumente oder doch emotionale Nibelungentreue?

Überhaupt ist auffällig: Die zahlreichen Pro-Thormählen-Claqueure bei der jüngsten Einwohnerversammlung sind offenkundig überwiegend der Gruppe konservativ eingestellter Bürger der Gemeinde zuzurechnen. Möglicherweise repräsentieren sie sogar die Mehrheit der Wählerschaft. Ist es da nicht Aufgabe der CDU, die sich ja als Sachwalterin der Konservativen versteht, aufklärend tätig zu werden und mit Nachdruck darauf hinzuwirken, dass Volkes Stimme und Meinung der gewählten Volksvertreter nicht auseinanderdriften?

Vielleicht sollte der christdemokratische Landtagsabgeordnete Volker Dornquast einmal darüber nachdenken. Er ist der richtige Mann für eine solche Aufgabe. Der ehemalige Bürgermeister genießt nach wie vor großes Ansehen im Ort, man hört auf ihn. Und er ist nicht ganz unbeteiligt an der Situation, in der sich die Gemeinde heute befindet: Wäre er nicht als Staatssekretär nach Kiel gewechselt, gäbe es heute keinen auf CDU-Vorschlag gewählten Bürgermeister Torsten Thormählen und das mit seiner Person verbundene Problem. Der Bürgerentscheid am 22. September wäre nicht nötig geworden, die Demokratie wäre nicht in diese tragische Konfliktsituation geraten.

Wenn Dornquast heute klar Stellung bezieht und den Bürgerinnen und Bürgern unmissverständlich verdeutlicht, welche Folgen es für Henstedt-Ulzburg hat, wenn sie den Bürgermeister nicht abwählen und der Empfehlung ihrer Gemeindevertreter nicht folgen, kann ein Desaster – Bürger hier, Politiker dort – vermieden werden. Es geht in einem Monat nicht um eine emotionale Entscheidung, sondern um das Ansehen und das Selbstverständnis unserer Gemeinde.

Volker Dornquast, erweisen Sie Henstedt-Ulzburg noch einmal einen Dienst!

Jörg Schlömann

18. August 2013