Die Gemeinde erhöht wenige Wochen vor der Landtagswahl den Druck auf die amtierende rotgrüne Landesregierung in Kiel. Henstedt-Ulzburgs Politik-Alphatiere haben heute Ministerpräsident Thorsten Albig (SPD) und Umweltminister Robert Habeck (Grüne) ultimativ aufgefordert, von den Ost-West-Stromautobahnplänen durch die Großgemeinde Abstand zu nehmen. Es sei nach wie vor ein Unding, eine 380-kV-Höchststromleitung mitten durch den Ort zu bauen, sagte Bürgermeister Stefan Bauer heute am Rande einer Protestveranstaltung gegen den Trassenbau an den Pinnauwiesen.
Altbürgermeister Volker Dornquast drohte der Landesregierung unverhohlen mit jahrelangen rechtlichen Auseinandersetzungen. Eine Trassenführung der Ostküstenleitung entlang der künftigen Autobahn A20 sei nicht ordnungsgemäß untersucht worden, das sei ein schwerer Rechtsfehler so der CDU-Landtagsabgeordnete.
Der Stromnetzbetreiber Tennet hat angekündigt die Leitung unter den Pinnauwiesen hindurch buddeln zu wollen, insgesamt soll die Erkabelstrecke 4.000 Meter lang sein. Die Erdkabelidee war die Reaktion von Tennet und Landesregierung auf den heftigen Gemeindeprotest gegen die ersten Pläne mit der Stromautobahn über den Bereich Dammstücken und den Waldkindergarten im Rantzauer Forst hinweg zu wollen. CDU-Fraktionschef Dietmar Kahle traut den Aussagen der holländischen Firma allerdings nicht über den Weg. Sein Eindruck sei, dass die Stromfirma die Erdkabelvariante gar nicht richtig geprüft habe. Bekannt sei, dass im Erdreich mächtige Klunker steckten, ausreichende Bodenuntersuchung hätten aber seines Erachtens gar nicht stattgefunden, so der Gemeindevertreter. Kahle wohnt mit seiner Familie unweit der Pinnauwiesen.
Auch ein Hebel, die Ostküstenleitung spätestens vor Gericht noch von der Gemeinde fernzuhalten – das geplante Mega-Umspannwerk an der A7 auf Gemeindegebiet. Zunächst sei im Dialogverfahren behauptet worden, dass das Umspannwerk nicht Gegenstand der Planungen sei, später habe sich dann das Gegenteil herausgestellt, kritisierte die WHU-Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah und warf den Verantwortlichen Salamitaktik vor.
Zunächst will die Gemeinde nun im Rahmen des bevorstehenden Planfeststellungsverfahrens zusammen mit 23 weiteren betroffenen Grundstückseigentümern Einspruch einlegen, anschließend könnte geklagt werden. Bürgermeister Bauer: „Mein Gefühl ist, dass wir eine reelle Chance haben, das Land zum Einlenken zu bringen.“
cm
5. April 2017