Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Dornquast beim Frauen-Beauftragten-Festakt: Sitzungen gingen früher bis zwei Uhr nachts, dann gab es Bier

Altbürgermeister Volker Dornquast als Redner beim Festakt zu 25 Jahren Gleichstellungsbeauftragte in Henstedt-Ulzburg

Gluck, Gluck, Schluck. Eigentlich schade, dass die HU-Nachrichten damals noch nicht dabei waren. Altbürgermeister Volker Dornquast plauderte beim Frauenbeauftragten-Festakt am Freitag von früher, erzählte, wie in seiner Amtszeit ein ganz anderes Pensum bei der politischen Arbeit vorgelegt wurde. Sitzungen hätten bis zwei Uhr nachts stattgefunden, anschließend habe man zusammen Bier getrunken. Und nach mitternächtlicher Stunde sei vor zweieinhalb Dekaden auch der Beschluss gefasst worden, gegen die Einstellung einer Frauenbeauftragten zu klagen – vor dem Bundesverfassungsgericht.

Dazu muss man wissen: Zur Einstellung einer Frauenbeauftragten hatte die seinerzeitige rot-grüne Landesregierung die Kommunen verpflichtet, die damalige politische CDU/FDP-Mehrheit in Henstedt-Ulzburg wollte sich das aber nicht bieten lassen.

Warum wollte die CDU keine Frauenbeauftragte und wehrte sich dagegen mit Händen und Füßen?

Dornquast hielt es wohl am Freitag für keine gute Idee, als Festredner aufzutreten und zu sagen, dass er vor einem Vierteljahrhundert Frauenbeauftragte blöde fand. Er sagte stattdessen, die Gemeinde habe nur deswegen geklagt, weil sie die gemeindliche Organisationshoheit verletzt sah, mehr Frauenförderung habe man hingegen auch damals schon gewollt. Wer gute Augen hatte, konnte aber trotz der weichgespülten Dornquast-Aussagen erahnen, wie die CDU-Haltung seinerzeit war. Die Verwaltung hatte einen alten Abendblatt-Bericht an die Wand geworfen, darin nahm eine junge CDU-Abgeordnete Stellung zu einem SPD-Antrag, eine Gleichstellungsbeauftragte einzustellen. Im Artikel hieß es: „Christdemokratin Elisabeth von Bressensdorf rechnete mit den politischen Gegnern in einer langen Rede ab. Für sie glich der Antrag einer ‚biologischen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme‘. Frauen brauchten keinen Leithammel und auch keine Leitkuh.“

Es sind Sätze aus einem längst vergangenen Jahrhundert, heute ist die CDU von damals Geschichte. Dornquast sagte in seiner Rede am Freitag, dass man in Sachen Gleichstellung noch viel Arbeit vor sich habe, es gebe zum Beispiel noch viel zu wenige Bürgermeisterinnen.

Bleibt die Frage, wo ist sie hin, die CDU von anno dazumal, wo kann man sie zumindest teilweise wiederfinden?

Stefanie Lohaus, Herausgeberin des feministischen Missy-Magazins, berichtete in ihrem Festakt-Vortrag, dass es nun die AFD sei, die Frauenbeauftragte abschaffen möchte und ganz aktuell gegen das neue brandenburgische Paritätsgesetz klagen wolle. In dem Bundesland müssen die Parteien ab 2020 ihre Listenplätze zu Landtagswahlen abwechselnd mit Frauen und Männern besetzen.

cm

10. März 2019