Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Die reinste Freude: Gänzebraten mit Klöse

Also, mal gans ehrlich: Es ist eine Schande, dass der Heilige Martin einmal so enden muss! Da soll er doch in einem Lokal an der Hamburger Straße in Ulzburg Süd ganz auf den Tisch kommen. An zwei Tagen – ganz, unportioniert. So kündigt es ein Plakat vor dem Restaurant an: Martinsganzessen. Ausgerechnet der Heilige Martin, der einer Legende nach sogar seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte – gans uneigennützig. Ich finde es gans pietätlos, dass er ganz aufgetischt wird!

Und zu dem ganzen Martin serviert man in dem Lokal Kroketten und Klöse. Tut’s denn nicht ein Klos? Immer diese Völlerei! Wir haben doch schon in der Schule die Volksweisheit eingetrichtert bekommen: Ein voller Bauch studiert nicht gern! Klöse sind mächtig, liegen schwer im Magen. Und die Martinsganz ist auch nicht gans leicht verdaulich. Schließlich wird sie monatelang gemästet, gans langsam, bis sie dann zum Martinstag geschlachtet wird. Andere Gänze haben mehr Glück und dürfen noch bis Weihnachten weiterleben, bevor sie im Gänzebräter enden und mit Rotkohl und Klösen auf den Tisch kommen – portioniert, wohlgemerkt.

Aber was soll’s? Einmal im Jahr läßt man Fünfe gerade sein, geht ins Lokal und gönnt sich etwas gans Gutes. Hoffentlich kocht der Koch dort besser als er schreibt. Dann schmeckt uns auch der Gänzebraten, und wenn’s sein muss mit Klöse!

Jörg Schlömann