Wow: Das war gestern eine Umgehungsstraßen-Veranstaltung der Marke ziemlich durchgedreht von Henstedt-Ulzburgs Christdemokraten im Bürgerhaus. Der von der CDU eingeladene Straßenplaner Matthias Dähn gab gleich zu Beginn die Richtung vor: er habe mal ein bisschen rumgesponnen, sagte der Experte und warf verschiedene Folien an die Wand, die immer voller wurden mit möglichen Straßenverläufen.
Eingezeichnet hatte Dähn unter anderem Umgehungsstraßenrouten aus den 90’er Jahren, eine Autobahnanschluss-Idee in Höhe Kaden aus dem Jahr 87 oder auch eine Quertrasse für den Ost-West-Verkehr: „Südlich Birkenau ist noch eine Lücke“, sagte Dähn, der irgendwann allerdings Anfing rote Kreuze auf zahlreiche seiner Streckenvorschläge zu malen, weil er die dann doch für unrealistisch hielt.
Dafür machten dann andere weiter: Ein Besucher schlug vor, die Hamburger Straße zu untertunneln und bekam dafür prompt Zuspruch von CDU-Schwergewicht Folker Brocks. „Ich finde die Idee gar nicht schlecht“, sagte der Mann, der in den vergangenen Tagen mit seinem Kampf gegen die eigene Partei für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Brocks blieb gestern aber eher unauffällig, zeigte dafür, dass er die richtige Frau geheiratet hat. Ehefrau Simone sprang für ihren Mann in die Bresche, warnte vor Straßenlärm und der Zerstörung von Grünflächen und erklärte, dass man sich mit einer Westroute den Autobahnverkehr dicht an den Ort heranholen würde. Ihr Parteifreund Jens Müller, der in Henstedt wohnt, warb dennoch für die Westtrasse. Der CDU-Gemeindevertreter erklärte, die Anwohner würden besten Lärmschutz bekommen. Die Trasse solle in einem Trog verlaufen und bekäme ein Dach obendrauf, so Ingenieur Müller. Wie das finanziert werden kann, sagte Müller nicht, aber man ahnt, dass der Gemeinderat demnächst loszieht, um endlich den sagenhaften Schatz von Ritter Ulz zu finden.
Auch eine Idee, die gestern notiert wurde: Die Hamburger Straße zur Einbahnstraße zu machen und eine weitere Nord-Süd-Verbindung schaffen, auf der die Fahrzeuge ebenfalls nur in eine Richtung fahren dürfen. Das würde Platz schaffen für Fahrradstreifen auf der Fahrbahn, sagte ein Besucher. Der aufmunternde Kommentar dazu von CDU-Kandidat Nr.1 Dietmar Kahle: „Alle Ideen auf den Tisch.“ Kahle versuchte während der Diskussion die aktuelle CDU-Haltung in Sachen Umgehungsstraße deutlich zu machen. Es gehe erst einmal darum herauszufinden, was überhaupt machbar sei, so der Bürgervorsteher, der dann mit dem Vorschlag überraschte, dass nicht die gewählten Volksvertreter, sondern die Bürger selber das letzte Wort in Sachen Ortsumfahrung haben könnten: „Das Thema eignet sich für einen Bürgerentscheid“, sagte Kahle, der zuletzt mit anderen gerichtlich gegen das Bürgerbegehren zur Rewe-Ansiedlung vorgegangen war.
In weniger als 48 Stunden müssen sich Kahle und Co. nun selber einem Bürgervotum stellen. Dann ist Kommunalwahlsonntag.
Christian Meeder
4. Mai 2018