Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Die Gemeinde liegt in den letzten Zügen

Die Gemeinde liegt nach Aussage von Bürgermeister Torsten Thormählen in den letzten Zügen – bei der Ausarbeitung des Städtebaulichen Vertrages mit den CCU-Projektentwicklern. Überhaupt würden derzeit alle Details im Zusammenhang mit dem geplanten Einkaufszentrum zwischen Rathaus und Bahnhofstraße noch einmal erörtert, so der Verwaltungschef gegenüber den Henstedt-Ulzburger Nachrichten. Auch die Verkehrsprobleme im Ortskern gehörten dazu.

Damit reißt die Verwaltung einen Termin, der ihr vom Umwelt- und Planungsausschuss am 11. April aufgegeben worden war: Die Kommunalpolitiker hatten die Verwaltung damals beauftragt, bis zur Mai-Sitzung die „Frage vorzubereiten, ob ein enger zeitlicher Ablauf der städtebaulichen Schritte durch Verträge mit den betroffenen Eigentümern sichergestellt werden kann.“ Gemeint sind die Grundstücksbesitzer an der Bahnhofstraße. Bei dieser Frage hakt es offenbar noch; denn das Thema CCU steht nicht auf der Tagesordnung des Umwelt- und Planungsausschusses, der am Montag, 9. Mai, ab 18.30 Uhr zur öffentlichen Sitzung im Ratssaal zusammenkommt.

Der Auftrag an die Verwaltung geht auf einen gemeinsamen Antrag von CDU und SPD zurück. Die WHU-Fraktion bezweifelt dagegen, dass man die Grundstückseigner durch einen Vertrag zu zeitgleichem Handeln bewegen kann. Sie tritt auch dem Votum von Sozial- und Christdemokraten entgegen, ihren Antrag auf weitere Verkehrs- und Einzelhandelsgutachten zurück zu stellen, bis die zukünftigen städtebaulichen Veränderungen sichergestellt sind: Allein für einen Discountmarkt im CCU würden 190 Parkplätze benötigt. Bei einer Gesamtzahl von 300 Stellplätzen blieben dann nur gut 100 Plätze für die restlichen 8 500 Quadratmeter Verkaufsfläche. „Diese Rechnung geht nicht auf“, so WHU-Verkehrsexpertin Christiane Schwarz.

Die Gemeindevertreterin weiter: „Deshalb will die WHU einer Bebauungsplan-Änderung nur zustimmen, wenn die Nutzungen für den Ort auch tragbar sind. Der Verkehrsstrom von und zu einem Kaufland-Markt kann in Ulzburg nicht geordnet abgewickelt werden. Es wird zu permanenten Staus durch den abbiegenden Verkehr kommen.“

Während CDU und SPD einer Kaufland-Ansiedlung im CCU nicht mehr so kritisch gegenüber zu stehen scheinen wie noch vor wenigen Wochen, bleibt die WHU bei ihrer Ablehnung: „Wichtiger als die Randbebauung des CCU bleibt der Centerbau selbst. Hier sieht die Ulzburger Kaufmannschaft das Edeka-Geschäft gegenüber und den Gewerbepark existenziell bedroht. Fachleute äußerten sich drastisch: ‚Wenn Kaufland kommt, wird im Umkreis von 5oo Metern niemand mehr eine Scheibe Brot oder ein Stück Wurst verkaufen.‘ Die Schar der Kritiker wird nun noch größer.“

Nach Ansicht der WHU sind die Politiker der Gemeinde und nicht einzelnen Projektentwicklern gegenüber verpflichtet. Fraktionsvorsitzende Karin Honerlah: „Nur solche Projekte, die in unserer ohnehin problematischen Verkehrssituation für den Ort verträglich sind, sollten von verantwortungsvoll handelnden Politikern beschlossen werden.“ Gleiches gelte für die Ansiedlung weiterer Einzelhandelsgeschäfte beziehungsweise Discounter. „Auch ist hier ein umsichtiges Entscheiden erforderlich. Purer Verdrängungswettbewerb schwächt die bereits vorhandenen und zum Teil alteingesessenen Geschäfte“, argumentiert die Kommunalpolitikern.

Jörg Schlömann