Henstedt-Ulzburger Nachrichten

Der Henstedt-Ulzburger Wohnungsmarkt: Teuer, nicht bedarfsgerecht und… leer!

Steht seit vielen Jahren leer – Mietsreihenhaus im Beckersbergring

Ein Blick ins Internet verrät: ‚bezahlbaren‘ Wohnraum gibt’s nur im Altbaubereich. Aber selbst der, ist kaum verfügbar. Stattdessen verschwenderisch geschnittene Großraumwohnungen mit Mieten von nicht selten 12 Euro pro Quadratmeter. Verdammt teuer, wenn man dann für die 80 Quadratmeter große 3-Zimmerwohnung eine Nettokaltmiete von fast 1.000 Euro monatlich berappen muss. Für gutverdienende Singles oder ein doppelverdienendes Pärchen vielleicht weniger das Problem.

Schwieriger wird’s dann schon, wenn man Kinder hat. Da geht’s weniger um Größe oder Exklusivität des Wohnraums. Vielmehr spielen dann die Kosten und Anzahl der Zimmer eine Rolle. Das heißt im Klartext: weniger Quadratmeter, um die Mietkosten zu senken, dennoch mehr Zimmer. In Henstedt-Ulzburg aber fast schon ein aussichtsloses Unterfangen, wenn man den Immobilienmarkt studiert.

Aussichtlos scheint es wohl zu sein. Dennoch gibt es solchen Wohnraum in Henstedt-Ulzburg. Nur ist er dem ‚Normalbürger‘ kaum oder gar nicht zugänglich. So befinden sich im Beckersbergring 116 Mietsreihenhäuser. Durch deren Größe und Schnitt ideal für die Familie mit schmalem Geldbeutel: 4 Zimmer auf 78 qm. Da die Häuser sich nicht auf neusten Stand befinden, beträgt die Quadratmetermiete auch nur ca. 10 Euro. Obendrein verfügen die Häuser über einen Keller und die Kinder können im Garten spielen.

Aber auch wenn die Häuser existieren, und diese über Jahrzehnte aktiv vermietet wurden, werden sie auf dem Immobilienmarkt eigentlich nicht angeboten. Grund dafür ist, dass die Eigentümerin SOKA-Bau, eine große Wohnungsbaugesellschaft aus Wiesbaden, die Reihenhäuser abreißen und durch Mehrfamilienhäuser ersetzen möchte. Zwar wird das Jahr 2020 für die angedachte Baumaßnahme angepeilt, dennoch steht ein konkreter Termin noch nicht fest. Mehrjährige Verzögerungen sind dabei nicht ausgeschlossen.

Bis dahin werden alle frei werdenden Reihenhäuser im Beckersbergring fast ausschließlich nur noch an die Gemeinde Henstedt-Ulzburg zur Unterbringung von Flüchtlingen vermietet. Aber auch echte Leerstände sind dort mitunter seit mehreren Jahren zu verzeichnen. Alles in allem rund 50 Häuser, die zwar in der Vergangenheit zum festen Bestandteil des Henstedt-Ulzburger Wohnungsmarktes gehörten, jedoch seit mehreren Jahren diesem fast komplett entzogen wurden. Nur in ganz seltenen Fällen bietet die SOKA tatsächlich aktiv im Beckersbergring Häuser zur Miete an. Dann aber auch nur mit auf zwei Jahre befristeten Mietverträgen.

Eigentlich ein unhaltbarer Zustand, wenn man bedenkt, wie eng sich der Immobilienmarkt in Henstedt-Ulzburg gestaltet. Offensichtlich kann sich die SOKA-Bau auch jahrelangen Leerstand und die damit verbundenen Einnahmenausfälle aus Mieten leisten. Stellt sich nur die Frage, wie die versicherten Mitglieder der ‚Sonderkasse Bau‘ das sehen.

Gernot Willsch

31. Mai 2018